Barack Obama rechnet mit Donald Trump ab
Der US-Präsident wendet sich gegen die Agitation des republikanischen Kandidaten, der die Muslime unter Generalverdacht stellen will.
WASHINGTON. So verärgert haben die Amerikaner ihren Präsidenten selten gesehen. „Wo hört das auf?“, wettert Barack Obama über den Rechtspopulisten Donald Trump, der nach dem Massaker von Orlando gegen die ganze muslimische Religionsgruppe hetzt und dem Präsidenten vorhält, klammheimliche Sympathien für Terroristen zu haben.
„Wenn wir in die Falle hineinlaufen, alle Muslime über einen Kamm zu scheren, und implizieren, wir seien im Krieg mit einer ganzen Religion, dann betreiben wir das Geschäft der Terroristen“, hält Obama dem republikanischen Kandidaten entgegen. Trump lege mit seinen Äußerungen über Muslime „gefährliches Gedankengut“offen: „Werden wir damit anfangen, sie besonders zu überwachen? Werden wir anfangen, sie wegen ihres Glaubens zu diskriminieren?“
Eine solche Haltung reflektiere, so Obama, „nicht unsere demokratischen Ideale“, sondern helfe der Propaganda der Terroristen, die nichts lieber hätten als eine Front- stellung zwischen dem Westen und dem Islam. Die Führer der Republikaner müssten die Frage beantworten, ob sie mit so etwas übereinstimmten.
Unfassbar finden selbst Parteifreunde Trumps die Ausfälle des Kandidaten, der gerade erst mit seinen plumpen rassistischen Tiraden gegen einen respektierten Bundesrichter irritiert hat. Diesem hatte der Nationalchauvinist die Kompetenz abgesprochen, einen Fall zu verhandeln, der Trump betrifft, weil die Eltern des in den USA geborenen Richters als Einwanderer aus Mexiko gekommen waren. Speaker Paul Ryan distanzierte sich einmal mehr von dem Bannerträger seiner Partei. „Ich denke nicht, dass ein Muslim-Bann im Interesse unseres Landes ist“, erklärte der ranghöchste Republikaner, der seine frühere Unterstützungserklärung inzwischen bedauert. Das geht auch dem Vorsitzenden des Auswärtigen Ausschusses im Senat, Bob Corker, so. Er sagt: „Das ist eine Zeit, in der die Menschen im Land zusammenrücken – und das ist nicht das, was hier passiert.“Er finde das Verhalten „sehr enttäuschend“. Sein Kollege Lindsey Graham erklärt, Trump habe „weder das Urteilsvermögen noch das Temperament“für das Präsidentenamt.
In einem Kommentar der „Washington Post“, deren Reporter Trump wegen ihrer kritischen Berichterstattung von seinen Veranstaltungen ausgeschlossen hat, rechnet das Blatt mit dem Hetzer ab. Nach dem Auftreten der vergangenen Tage möge man sich nur einmal vorstellen, was Trump „mit der Macht des Präsidentenamts“anstellen würde. „Dieser Mann ist unfähig zu führen.“