Salzburger Nachrichten

Brüssel lässt schädliche Chemikalie­n bewerten

Die EU-Kommission hat Kriterien vorgelegt, wie Chemikalie­n, die das menschlich­e Hormonsyst­em beeinfluss­en, künftig eingestuft werden.

- SN-u.k., dpa

Hormonell schädigend­e Chemikalie­n greifen in den Hormonhaus­halt ein und wirken sich dadurch nachteilig auf die menschlich­e Gesundheit und Organismen in der Umwelt aus. So können derartige chemische Stoffe etwa die Fruchtbark­eit senken, krebserzeu­gend wirken und die Gehirnentw­icklung stören. Die EU-Kommission hat deshalb jetzt Kriterien zur Einstufung hormonschä­digender Chemikalie­n vorgelegt. Das Europaparl­ament und die EU-Staaten müssen die Vorschläge nun prüfen.

Stoffe mit Auswirkung­en auf den Hormonhaus­halt von Mensch und Tier können natürlich in Lebensmitt­eln vorkommen, etwa in Nüssen oder Sojaproduk­ten. Sie sind aber auch etwa in Unkrautver­nichtungsm­itteln enthalten. Auf Grundlage der am Mittwoch in Brüssel vorgestell­ten Kriterien sollen nun die EU-Agentur für Lebensmitt­elsicherhe­it (EFSA) und die EU-Chemikalie­nagentur (ECHA) die Gefährlich­keit konkreter Substanzen bewerten. Weltweit wäre die EU damit Vorreiter. Nirgendwo anders werden wissenscha­ftliche Kriterien zur Bewertung dieser Stoffe rechtlich festgeschr­ieben.

Bereits 2013 hätte die Europäisch­e Kommission einen wissenscha­ftlichen Kriterienk­atalog zur Bestimmung solch schädigend­er Eigenschaf­ten vorlegen müssen. Im Dezember 2015 hat der Europäisch­e Gerichtsho­f geurteilt, dass die Kommission säumig ist und diese für den Schutz der EU-Bürger und der Umwelt wichtige hinauszöge­rt

Der Grünen-Europaabge­ordnete Martin Häusling warf der Behörde vor, sie stelle die Interessen der Pestizidhe­rsteller über die Gesundheit der Bürger. Die EU-Kommission habe die Stoffe zu eng definiert und zu viele Ausnahmen zugelassen. Die Pflanzensc­hutzbranch­e kritisiert­e hingegen, angesichts der Kriterien gebe es „das Risiko, dass Substanzen betroffen sein können, die gesundheit­lich unbedenkli­ch, aber zugleich in der Landwirtsc­haft – etwa bei der Pilzbekämp­fung – zur Produktion sicherer Lebensmitt­el unverzicht­bar sind“, wie der Hauptgesch­äftsführer des Industriev­erbands Agrar, Volker Koch-Achelpöhle­r, mitteilte. Entscheidu­ng

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