Bauern bangen um ihr Heu
Das Wetter schlägt weiter Kapriolen. Heute, Donnerstag, wird es in Salzburg bis zu 30 Grad warm, dann kommt die nächste feuchte Kaltfront. Für die Landwirte ist es ein Wettlauf mit der Zeit.
SALZBURG. In der Salzburger Wetterdienststelle läutet das Telefon in Permanenz. „Es sind hauptsächlich Landwirte, die für die kommenden Tage eine genaue Wetterprognose wissen wollen“, sagt Meteorologe Michael Butschek. Das gesteigerte Interesse der Bauern kommt nicht von ungefähr. Gilt es doch, Wiesen zu mähen und gutes Heu einzubringen. Dafür sind zumindest zwei trockene und warme Tage notwendig.
„Die momentane Wetterlage ist mehr als durchwachsen“, erklärt Michael Butschek. „Heute, Donnerstag, wird es eine überaus starke Südströmung mit stürmischem Föhn geben. Der wird mit Geschwindigkeiten von bis zu 70 km/h über die Tauern und auch über das Tennengebirge ziehen. Das heißt, im Lungau werden sich die Wolken stauen, nördlich davon wird es kurz sommerlich mit bis zu 30 Grad Celsius. Aber das ist ein Ausreißer, praktisch eine Eintagsfliege, denn die nächste Kaltfront aus dem Westen kommt spätestens am Freitag.“
Für die Landwirte, die auf gutes Heu angewiesen sind, bedeutet die Wetterlage Stress. Das sagt der Biobauer Bernhard Leitner aus Anif und nennt auch die Gründe dafür. „Teilweise steht noch die erste Mahd draußen, jetzt sollte eigentlich schon die zweite Mahd erfolgen. Doch das Problem dabei ist, dass die Wiesen durch den vielen Regen derart durchnässt sind, dass man mit dem Traktor nicht reinfahren will, es würden zu große Flurschäden entstehen.“
Nach Ansicht des Anifer Biobauern bedarf es zumindest eines trockenen Tages, um auf gut unterschotterte Gründe fahren und mähen zu können. „Auch wenn man Silo-Heu macht, das Gras muss zumindest einen bis eineinhalb Tage liegen bleiben und trocknen. Sonst wird das Heu zu energiereich, hat zu viel Eiweiß, die Tiere würden Durchfall bekommen.“Gut ausgestattete Milchbauern, die auf gutes Heu angewiesen seien, besäßen meist schon eine Warmbelüftung in der Scheune, die unter Dach dem Heu die Feuchtigkeit entzieht.
„Heuer ist es fast so wie im Vorjahr. Auch damals waren der Mai und der Juni verregnet, wie es die Wetteraufzeichnungen von meiner Mutter zeigen“, sagt Bernhard Leitner. „Vielleicht wird dann der Juli so richtig schön.“
Eine solche Prognose kann Michael Butschek von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik in Salzburg vorerst nicht anbieten. „Nach dem heißen Donnerstag kommen am Freitag wieder Regenschauer und es bleibt unbeständig. Dasselbe gilt für das Wochenende und auch der Wochenbeginn wird immer wieder nass sein. Allgemein liegt der Wettertrend bei einer steigenden Erwärmung, aber es wird wohl immer wieder Regen geben. Für die Landwirtschaft ist das sicher keine gute Nachricht.“
Ganz andere Sorgen entstehen derzeit in Deutschland: Dort ist für Donnerstag und Freitag eine massive Unwetterlage angekündigt. „Neben starkem Regen und heftigen Gewittern muss man mit Sturmböen von mehr als 100 Stundenkilometern rechnen. Neuerlich sind Überflutungen zu befürchten“, sagt Meteorologe Josef Lukas von Ubimet.