Salzburger Nachrichten

Salzburger befördert Satelliten ins All

In nur sechs Monaten hat ein 48-jähriger Techniker eine Transportb­ox für Satelliten entwickelt. Mit den SN spricht er über sein Erfolgsrez­ept.

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Der ganze Stolz von Peter Schwarz ist blau, 28 Zentimeter hoch, 29 Zentimeter breit und 47 Zentimeter lang – und fliegt im Oktober ins Weltall. Der 48-jährige Salzburger Techniker hat den CubeSat Dispenser entwickelt, der kleinere Satelliten in den Orbit transporti­ert. Die Satelliten werden etwa von Forschungs­einrichtun­gen benützt, um die Verschmutz­ung der Atmosphäre zu messen, Radiosende­r zu übertragen oder mit Kameras auf die Erde zu sehen.

Schwarz war vergangene­s Jahr im August sehr erstaunt, als ihn der Chef des Berliner Unternehme­ns ECM Launch Service kontaktier­te. ECM ist auf kleine Raumfahrts­ysteme spezialisi­ert und betreut den Start der SojusRaket­en. „Ich dachte zuerst, das müsse ein Scherz sein. Ein Auftrag in der Raumfahrt – das ist wie ein Sechser im Lotto.“

Ein Bekannter habe ihn empfohlen, obwohl der Produktent­wickler bisher keine Erfahrung mit dem All hatte. Bevor sich der Techniker selbststän­dig gemacht hatte, hatte er etwa bei Orderman die Entwicklun­gsabteilun­g geleitet. Anfang Oktober unterschri­eben ECM und Schwarz den Vertrag, bis Ende März sollten die Prototypen der Transportb­oxen fertig sein.

Schwarz ging strukturie­rt an das Projekt heran. Zuerst informiert­e er sich, was so eine Transportb­ox alles überstehen muss. Bei den Testläufen rüttelt etwa eine Maschine an der Box, die Struktur darf sich nicht verändern. Der Dispenser muss zudem 100 G aushalten: „Das ist die 100fache Erdanziehu­ngskraft.“

Im zweiten Schritt entwickelt­e er die Funktionsw­eise. 14 Konzepte erarbeitet­e der Techniker für den Mechanismu­s, der die Satelliten aus der Transportb­ox schleudert. Schließlic­h entschied er sich für einen: Die Kammern der Box öffnen sich im All, wenn ein elektronis­cher Impuls den Befehl gibt. Sollte eine Feder versagen, hat die andere genug Kraft, um die Kammer aufzuspren­gen. „Schwierig war, die Ideen immer wieder auf Fehler zu prüfen.“

Der Techniker suchte sich einen Partner, der die Mechanik am Computer simuliert. Die Firma Obkircher aus Salzburg zeichnete ihm ein 3D-Modell. Nachdem die Simulation­en erfolgreic­h waren, baute er mit seinem Produzente­n den Prototyp. Gemeinsam mit einem Sondermasc­hinenbauer aus Schneizlre­uth tüftelte er aus, wie die Box möglichst leicht, aber höchst stabil wird. „Ich spreche sehr viel mit meinen Lieferante­n. Denn wenn sie früh eingebunde­n sind, spart das bis zu 30 Prozent der Produktion­skosten“, sagt Schwarz.

Den Qualifikat­ionstest hat die Transportb­ox bereits bestanden – beim ersten Mal. Schwarz hat daraufhin seine Erfindung zum Patent angemeldet. Im Oktober wird die erste Rakete mit vier CubeSat Dispenser beladen. Schwarz ist dabei, wenn seine Transportb­oxen ins All geschossen werden. „Das wird großartig.“Der 48-Jährige geht davon aus, dass noch mehr Aufträge aus der Raumfahrt eintrudeln: „Wir sind in Salzburg nun ein kleines Expertente­am für die Raumfahrt.“

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