Eine Frau kommentiert Fußball. Die Tore stehen noch.
Die Fußballwelt steht kopf. Denn im ZDF kommentiert eine Frau. Zur Beruhigung: Es hat sich nichts geändert. Die Tore stehen noch. Und doch herrscht ein Aufruhr, als hätte man beschlossen, fortan mit zwei Bällen zu spielen. Sportjournalistin Claudia Neumann, der die angenehm unaufgeregte Stimme gehört, schlägt im Netz ein Sturm der Empörung entgegen. Da fragt ein User: „Nichts gegen Emanzipation, aber können sie uns nicht wenigstens den Fußball lassen?“Nichts gegen sachliche Diskussionen, aber diese hier fällt nicht darunter. „Frauen sollten Kinder kriegen, aber keine Fußballspiele kommentieren“, meint ein anderer. Sie können beides. Ganz ohne Anfeuern. Ein dritter User krakeelt: „Ist jetzt nicht Zeit zum Abendessenmachen, Frau Neumann?“Das Ihre war wohl nicht mehr ganz frisch, möchte man dem Herrn entgegnen. Doch Claudia Neumann bleibt ruhig. Sie hat es vorgezogen, sich auf ihren nächsten Einsatz heute, Freitag, beim Spiel Italien gegen Schweden zu konzentrieren.
Wie im Zeitraffer flimmern vor dem inneren Auge die Reaktionen auf die Übergriffe der Silvesternacht in Köln vorbei. Von „unseren Frauen“war da die Rede. Rittersgleich erhoben sich viele Männer und gelobten, für die Rechte der europäischen Frauen aufzustehen und die Errungenschaften der Gleichberechtigung zu verteidigen. Äh, wo sind die jetzt?