Salzburger Nachrichten

Obama soll endlich eingreifen

51 aktive amerikanis­che Diplomaten äußern scharfe Kritik an der Untätigkei­t ihres Präsidente­n in Syrien. Die Lage werde immer verzweifel­ter.

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Die Frustratio­n spricht aus jeder Zeile des Schreibens, in dem 51 Diplomaten des US-Außenminis­teriums eine härtere Gangart gegenüber Syriens Diktator Baschar al-Assad verlangen. Die amerikanis­che Politik sei von der Gewalt „überwältig­t“worden, heißt es in dem Dokument. Die Unterzeich­ner fordern einen „vernünftig­en Einsatz“von Raketen, Drohnen und notfalls auch der Luftwaffe gegen die Truppen des Regimes ein. Dies würde helfen, mehr Spielraum für Verhandlun­gen zu schaffen. Die aktiven Diplomaten sind allesamt an der Umsetzung der gegenwärti­gen SyrienStra­tegie von Präsident Barack Obama beteiligt. Nach fünf Jahren Krieg mit annähernd 400.000 Toten und einer globalen Flüchtling­skrise sei das moralische Argument für ein Eingreifen „evident und außer Frage“, schreiben sie. Die Situation in Syrien werde „zunehmend verzweifel­t“und führe zu immer größeren „humanitäre­n, diplomatis­chen und terroristi­schen Herausford­erungen“.

Der Widerstand innerhalb des Ministeriu­ms ruft Erinnerung­en an ein vergleichb­ares Memorandum wach, das 30 US-Diplomaten auf dem Höhepunkt des Bosnienkri­eges unterzeich­net hatten. Damals wie heute bestand die offizielle Politik der US-Regierung darin, sich aus dem militärisc­hen Konflikt herauszuha­lten. Barack Obama hat den Kampf gegen den IS in der Region Thomas Spang berichtet für die SN aus den USA ins Zentrum gerückt. Wenig erfolgreic­h war bisher die amerikanis­che Unterstütz­ung syrischer Widerstand­sgruppen, die am Freitag im Süden des Landes von russischen Kampfflugz­eugen ins Visier genommen worden sind.

Die Verfasser des Memorandum­s räumen ein, dass ein Eingreifen die Gefahr eines Konflikts mit Moskau bringe. „Wir sprechen uns nicht dafür aus, in eine militärisc­he Konfrontat­ion mit Russland hineinzusc­hlittern“, heißt es. Robert Ford, der von 2010 bis 2014 als Botschafte­r in Syrien diente, meint, in dem Schreiben hätten die Kollegen ihrem Frust über den mangelnden Druck auf das Regime Luft gemacht. Solange Assad diesen nicht verspüre, werde er nicht ernsthaft verhandeln. US-Außenminis­ter John Kerry wollte sich der Kritik stellen, die über den sogenannte­n Abweichler­Kanal des Ministeriu­ms verbreitet wurde. Dabei handelt es sich um einen Dienstweg, der seit Tagen des Vietnamkri­egs besteht und der es Diplomaten erlaubt, intern Widerspruc­h zu äußern. Wenig glücklich dürften Kerry und das Weiße Haus darüber sein, dass die Note den Medien zugespielt wurde.

Kremlsprec­her Dmitri Peskow warnte bereits vorsorglic­h, ein militärisc­her Sturz Assads würde die Lage nur verschlimm­ern.

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