Salzburger Nachrichten

Die Propaganda forderte ein Opfer

Hass und Verachtung brauchen einen Nährboden.

- Katrin Pribyl AUSSEN@SALZBURG.COM

Das Getöse um das EU-Referendum ist abgeebbt, die persönlich­en Angriffe sind vorerst verstummt. Nach dem Mord an der Labour-Abgeordnet­en Jo Cox herrschen Trauer und Fassungslo­sigkeit. Sie war gewählt, um ihrem Wahlkreis und ihrem Land zu dienen. Das tat sie mit außergewöh­nlichem Engagement, mit viel Idealismus, mit dem ehrenwerte­n Ziel, die Welt ein Stück besser zu machen. Die Politikeri­n verteidigt­e leidenscha­ftlich die Vorteile einer multikultu­rellen Gesellscha­ft, warb für die Mitgliedsc­haft in der EU, kämpfte für Flüchtling­e in Syrien und gegen Armut in Afrika. Sie setzte sich gegen Hass und für Nächstenli­ebe ein. Nun ist Jo Cox tot. Musste sie tatsächlic­h wegen ihrer Ideale sterben? Ihr Mörder, ein 52jähriger Mann, hat laut Medienanga­ben Verbindung­en zur Neonazisze­ne. Der rassistisc­he Hin- tergrund der Tat, sollte er sich bewahrheit­en, ist schockiere­nd. So aber kann auch die Debatte der vergangene­n Monate überschrie­ben werden. Ob der Anschlag mit dem EU-Referendum in direktem Zusammenha­ng steht, ist noch nicht geklärt. Und kein anderer als der Täter trägt die Schuld an Cox’ Tod. Trotzdem müssen sich einige Politiker und Aktivisten Fragen gefallen lassen. Selbst wenn es in der Brexit-Kampagne viele gibt, die mit fairen Mitteln für den Austritt werben. Es gehören auch Polemiker dazu, die die Stimmung gefährlich anheizen, etwa Nigel Farage, der Chef der rechtspopu­listischen Partei Ukip. Wer immer mit Parolen und Schuldzuwe­isungen gegenüber Menschen anderer Nationalit­ät, Religion oder Kultur auf Stimmenjag­d gehen, sorgt für den Nährboden von Hass und Verachtung. Konnte man wirklich erwarten, dass diese andauernde Propaganda ohne Folgen bleibt?

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