„Zuzug bringt neue Chancen“
Viele kleine Gemeinden hoffen, dass Flüchtlinge länger bleiben und dort auch gemeinnützig arbeiten. Je größer die Asylquartiere, umso größer ist die Ablehnung durch die Bevölkerung.
„Wer Flüchtlinge in der Gemeinde aufgenommen hat, ist gelassener, pragmatischer und lösungsorientierter. Viele Gemeinden haben neues Potenzial an freiwilligem Engagement entdeckt und erhoffen sich durch Zuzug sogar neue Chancen“, sagte Flüchtlingskoordinator Christian Konrad am Freitag anlässlich der Präsentation einer Studie von GfK Austria.
Das Marktforschungsunternehmen hat mehr als 900 Gemeinden zum Thema Asylbetreuung befragt. 34 Prozent dieser Gemeinden – vor allem kleinere, von Abwanderung betroffene – hoffen, dass Flüchtlinge längerfristig auch nach einem positiven Asylbescheid bleiben. In diesen kleineren Gemeinden mit kleinen Flüchtlingsquartieren habe sich die Haltung der Bevölkerung gegenüber Flüchtlingen deutlich verbessert. „Begegnung nimmt Angst – und wenn der Bürgermeister hier vorangeht, folgt ihm auch die Gemeinde“, sagte Konrad.
In größeren Gemeinden bzw. Städten seien die Vorbehalte hingegen gewachsen. Für Konrad eine Bestätigung, dass Massenquartiere nur eine Notlösung seien. „Uns zeigt das, dass die Kleinheit der Betreuungseinheiten ein ganz wichtiger Erfolgsfaktor ist“, betonte Gemeindebundpräsident Helmut Mödlhammer. Ihm zufolge haben zwei Drittel aller 2100 Gemeinden Flüchtlinge aufgenommen.
Ein weiteres Ergebnis der Studie: Das politische Klima in einem Bundesland hat großen Einfluss auf die Einstellung der Menschen. Während in Vorarlberg, Tirol und Oberösterreich Flüchtlinge recht willkommen geheißen werden, ist die Stimmungslage in der Steiermark und Kärnten besonders schlecht.
Drei Viertel der befragten Gemeindevertreter befürworten den Einsatz von Flüchtlingen für gemeinnützige Tätigkeiten in der Gemeinde. Sie kritisieren aber auch die bürokratische Hürden. „Viele Gemeinden tun sich das einfach nicht an. So etwas muss deutlich einfacher und auch schneller möglich sein. Die meisten Flüchtlinge wollen ja eine Beschäftigung, die wollen nicht untätig herumsitzen“, erklärte Mödlhammer.
Konrad versteht nicht, dass es im Asylverfahren keinen Kompetenzcheck und daher keine Informationen über den Ausbildungsgrad von Flüchtlingen gibt. „Bereits bei der Zuteilung in Quartiere sollte hier auf mögliche berufliche Perspektiven und die Integration bei positivem Bescheid Rücksicht genommen werden.“
„Die Flüchtlinge wollen nicht untätig herumsitzen.“