Die Hoffnung ist groß, die Zweifel sind größer
PARIS. Ob Österreich gegen Portugal gewinnen wird, dafür bräuchte es den Blick in die Glaskugel. Nicht einmal Teamtrainer Marcel Koller kann im Vorfeld dieser Schnittpartie eine Prognose abgeben. Das patriotische rot-weiß-rote Fußballherz will die Hoffnung noch nicht aufgeben, die Fakten jedoch sprechen gegen Österreich. Zu zerfahren wirkte der erste Auftritt bei der EURO gegen Ungarn, zu fehleranfällig waren David Alaba und Co. Mit dem gesperrten Abwehrchef Aleksandar Dragovic und dem verletzten Spielgestalter Zlatko Junuzovic fehlen darüber hinaus zwei Stützen. Und damit nicht genug: Im Team von Gegner Portugal wartet niemand Geringerer als der 94-Millionen-Euro-Mann Cristiano Ronaldo, der dreifache Weltfußballer, Champions-League-Sieger und Superstar von Real Madrid, der Spiele im Alleingang entscheiden kann.
Auch der Austragungsort des zweiten ÖFB-Gruppenspiels verheißt nichts Gutes. Im Pariser Prinzenpark-Stadion setzte es für österreichische Mannschaften in vier Spielen bisher vier Niederlagen. Torverhältnis: 1:13. Zuletzt unterlag Red Bull Salzburg im September 2011 gegen Paris St. Germain in der Europa-League-Gruppenphase im Parc des Princes mit 1:3. Davor gingen auch Austria Wien (0:4 im Cup der Cupsieger gegen RSC Anderlecht 1978), das ÖFB-Team (0:2 in der WM-Qualifikation gegen Frankreich 1992) und Rapid (0:4 im UEFACup gegen Paris St. Germain 2001) sang- und klanglos unter.
Zumindest gibt ein Blick auf die ÖFB-Bilanz gegen Portugal Grund für leichten Optimismus. Nach zehn Duellen mit den Iberern halten die Österreicher bei drei Siegen, fünf Unentschieden und zwei Niederlagen. Das Torverhältnis steht bei 19:10. Der bisher letzte Erfolg über die Portugiesen liegt allerdings schon fast 37 Jahre zurück (2:1 in der EM-Qualifikation 1979).
Auch ohne Blick in die Glaskugel wissen wir schon vor dem Anpfiff: Wenn Österreich heute gegen Portugal gewinnt, dann werden die „Zeros“vom 0:2 gegen Ungarn wieder „Heroes“sein. Das sind nun einmal die Grundprinzipien des Spitzensports. Es gibt Gewinner und Verlierer, Top und Flop, Triumphe oder Tränen. Meistens ist der Grat zwischen diesen Gegensätzen extrem schmal. Sollte das ÖFB-Team verlieren und Island gleichzeitig gegen Ungarn gewinnen, dann wäre die letzte Chance auf den Achtelfinal-Aufstieg dahin und das dritte Gruppenspiel am kommenden Mittwoch schon bedeutungslos.
So weit darf es nicht kommen, sagt die Hoffnung – und dennoch überwiegen die Zweifel.