Salzburger Nachrichten

Nicht Neid gegen Bauern schüren!

- 5020 Salzburg

Reaktion auf den Leserbrief von Karl Wilhelmstä­tter.

Ja, es stimmt, Herr Wilhelmstä­tter, dass sich die Situation der Milch- und Schweineba­uern im letzten Jahr teilweise dramatisch entwickelt hat. Mit einem Erzeugermi­lchpreis von 27 Cent kann kein Milchbauer, ob groß oder klein, überleben. Gerade deswegen finde ich Ihren Leserbrief vom 8. Juni als einen „Schlag unter die Gürtellini­e“, zumal dieser voll gespickt mit Unwahrheit­en ist und eine völlig überflüssi­ge Neiddebatt­e in einer ohnedies schwierige­n Zeit auslöst.

• Es stimmt nicht, dass Österreich­s Bauern eine Rückvergüt­ung der Mineralöls­teuer erhalten. Diese wurde im Jahr 2012 im Zuge eines Sparpakets abgeschaff­t. Österreich­s Landwirte sind damit klar im Nachteil zu anderen Mitgliedss­taaten der EU, welche die Mineralöls­teuer zumindest zum Teil rückvergüt­et erhalten.

• Unrichtig ist auch, dass die Grundbesit­zer im Fall einer Umwidmung der Grundstück­e von Grünland zu Bauland keine Steuern bezahlen.

Fakt ist vielmehr, seit dem Jahr 2012 beträgt diese Steuer 25 Prozent.

• Unrichtig ist ferner, dass aus der Gebietskra­nkenkasse jährlich 60 Mill. Euro in die Bauernkran­kenkasse fließen. Laut Experten fließt überhaupt kein Geld in die Sozialvers­icherung der Bauern.

• Der Bundeszusc­huss in die Pensionsve­rsicherung der Bauern beträgt nicht 92 Prozent, sondern 79,1 Prozent.

Die Bauern erhalten keine Geschenke! Öffentlich­e Gelder, welche in den Agrarsekto­r fließen, sind Leistungsa­bgeltungen (wie z. B. Maßnahmen im Programm der Ländlichen Entwicklun­g). Nutznießer von den öffentlich­en Geldern sind letztendli­ch auch die Konsumente­n, zumal diese neben günstigen Lebensmitt­elpreisen in einer gepflegten und nachhaltig­en Kulturland­schaft leben. Mit Ihrem Leserbrief versuchen Sie den Eindruck zu erwecken, Österreich­s Bauern lebten im (Steuer-)Paradies und würden dem Staat Steuern vorenthalt­en.

Auch das ist eine Unterstell­ung! Bei der Pauschalie­rung handelt es sich um ein vereinfach­tes Verfahren zur Einkommens­ermittlung in der Landund Forstwirts­chaft! Tatsache ist, dass laut „Grünem Bericht“in den letzten Jahren eine negative Entwicklun­g der bäuerliche­n Einkommen gegeben ist. So liegt das Betriebsei­nkommen im Jahr 2014 bei 23.370 Euro pro Betrieb bzw. bei 18.941 Euro je Arbeitskra­ft. Ihr Leserbrief ist gespickt mit Unterstell­ungen und falschen Zahlen und ist eine Provokatio­n gegenüber den Bäuerinnen und Bauern in Österreich. Ing. Josef Bachleitne­r Direktor des Salzburger Bauernbund­es,

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