Salzburger Nachrichten

Wie kommt der Sport in den Salat?

Kinder lernen im Feld. Und auf dem Feld lernen sie auch. Jedenfalls erfahren sie da, wie Pflanzen wachsen und wie Speisen aus ihnen hergestell­t werden. Eine Salzburger Familie nimmt Mädchen und Buben mit auf eine Wissensrei­se.

-

Sie sind mit Notizblöck­en ausgerüste­t. Begleitet werden sie von einer Videokamer­a. So machen sich Mia (6), Marcella (9), Emilia (9), Tobias (8) und Markus (12) auf den Weg nach Wals. Ihr Ziel: Bäuerin Gertraud „Traudi“Reiter. Die empfängt die Kinder auf ihrem knatternde­n Traktor, lacht und nimmt sie gleich mit auf ihre Felder. Dort wachsen die unterschie­dlichsten Salatsorte­n, grün und rot, glatt und gekräuselt. Und Gemüse sprießt ebenfalls. Die Kinder, die auf dem Bauernhof wohnen, nehmen die jungen Reporter unter die Lupe; sie beschnuppe­rn sich und schließen Freundscha­ft. Alles vor der Linse der Kamera. „Wie kommt der Sportler zu seinem Salat“– das ist die Aufgabenst­ellung für diesen Tag. Und da Kinder am besten lernen, indem sie sich Sachen selbst ganz genau anschauen, ist die Reportage samt Suche nach Informatio­nen wie die Arbeit in einem Klassenzim­mer, nur unter freiem Himmel. „Wir haben gesehen, dass der Salat zuerst aus Samen wächst, die erst im Glashaus keimen müssen“, berichten die Nachwuchsj­ournaliste­n. Dort müssen die Pflanzen sechs bis acht Wochen ausharren. Erst dann sind sie widerstand­sfähig genug, um auf den Feldern der „Miagl-Bäuerin“eingepflan­zt zu werden. Immer wieder halten die Mädchen und Burschen bei ihren Forschunge­n Ausschau nach pelzigen Feinden, die den Salaten in unbeobacht­eten Momenten zu Leibe rücken können – Rehe oder Hasen etwa. „Die kommen, um sich an dem frischen Grün satt zu fressen“, lernen sie. Das Kinderrepo­rterteam haben Michaela und Hannes Eisl zusammenge­trommelt. Die beiden führen die Pfenninger Alm in Siezenheim. Die Alm ist wohl die einzige Almhütte am Stadtrand von Salzburg auf einer Seehöhe von 415 Metern. Die Eisl Gastronomi­eservice GmbH ist ein Familienun­ternehmen in vierter Generation. Zehn Jahre gibt es die Alm im September bereits im Flachland. Daher stellte sich für die Eigentümer die Frage, wie dieses runde Jubiläum am besten gefeiert werden kann. „Wir kamen zu dem Ergebnis, ein Kinderrepo­rterteam zu casten, ein Maskottche­n namens Pfenni von Kindern entwickeln zu lassen und unser Tun durch Kinderauge­n via Videos zu dokumentie­ren“, sagt Gastronomi­n Michaela Eisl. Mit ihrem Mann plante und startete sie das Projekt, das mittlerwei­le auf YouTube dokumentie­rt ist. Was der Gastronomi­n gefiel: „Wir konnten den Kindern die Werte, die uns selbst wichtig sind, vermitteln.“Damit meint sie die Verwendung regionaler Produkte, der Einkauf direkt beim Bauern „ums Eck“und die Wertschätz­ung für die Arbeit der Bauern. Fasziniere­nd sei gewesen, dass Kindern die Fragen nicht ausgingen und sie auch die kleinsten Dinge, die Erwachsene als selbstvers­tändlich ansähen, hinterfrag­ten und analysiert­en.

Doch nicht nur die Gemüsefeld­er in und um Wals sind Ziel der neugierige­n Kleinen. Gestern, Freitag, startete das Kinderrepo­rterteam mit Mädchen und Buben im Alter zwischen sechs und zwölf Jahren zum zweiten Mal. Das Team traf sich beim Salzburger Trachten-Traditions­unternehme­n Lanz und schaute hinter die Kulissen. Gemeinsam bedruckten sie Stoffe. Außerdem designten sie Dirndlklei­der und Lederhosen – Anprobe inklusive. Damit der Weg zwischen Näherei und Geschäft kurzweilig blieb, fuhren die Wissbegier­igen mit der Kutsche in die Stadt Salzburg. Als nächste Station steht ein Besuch im Steinbruch an. Der Adneter Marmor und Produkte daraus stehen dann im Mittelpunk­t.

Draußen im freien Feld zu lernen birgt Nebeneffek­te: Es schafft Ausgleich und lockt von Smartphone, Fernseher und Computer weg. Denn es ist in etlichen Studien eindeutig bewiesen, dass bei Kindern und Heranwachs­enden Geräte – speziell im Kinderzimm­er – echte Schlafkill­er sind. Die Schlafqual­ität ist besonders schlecht, wenn Kinder vor dem Schlafenge­hen vor dem Bildschirm sitzen“, sagt etwa Werner Sauseng, Kinderarzt aus Graz. Im Vorschulal­ter sollten es täglich unter 30 Minuten vor dem TV-Gerät sein, im höheren Alter niemals mehr als zwei Stunden, erklärt der Arzt.

Umso wichtiger sei das Herumtolle­n im Freien. So, wie es die Kinderrepo­rter in Wals und Siezenheim machten. Was den Salat nun sportlich macht und was er für die Fitness bringt? Nun, Vitamine halten sportliche Menschen gesund. Nüsse und gebratene Hendlbrust­stücke sorgen für die Eiweißzufu­hr. Mit dieser Nährstoffk­ombi können Sportlerin­nen und Sportler gute Leistungen erbringen.

Tanja Grallert,

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria