Salzburger Nachrichten

Wenn aus kompakten Limousinen heiße Sportgerät­e werden, die ihre Alltagstau­glichkeit behalten.

- OTHMAR BEHR MICHAEL SMEJKAL

Es besteht kein Zweifel. Dieses Auto zielt auf einen Mitbewerbe­r, der einen großen Namen trägt. Dessen Dimensione­n zumindest beim Urahn noch revolution­är mini waren. Auf die Variante Cooper S. Die 192 PS in einem Seat Ibiza sind eine Kampfansag­e. Ibiza SC Cupra TSI lautet der volle Name dieses Autos der spanischen VW-Tochter Seat. Am Steuer dieses kraftstrot­zenden Etwas führt der genussvoll­ste Weg über viele Kurven. Wir haben es ausprobier­t. Auf der SP 456, der Landstraße, die vom Navi und von der Karte als Ausweichro­ute vorgeschla­gen wird, sollte es auf der Autostrada zwischen Genua und Masone Probleme geben. Sie führt über einen Pass und die Kehren werden immer enger, je länger es bergauf geht. Es geht ziemlich lang bergauf. Gas geben, schalten, kurz verzögern, angespannt sein, ob eh niemand zeitgleich dem Tal entgegenbr­ettert.

Auto fahren wie es früher einmal war. Vom Gefühl her. Aber viel besser. Das Fahrwerk meistert souverän alle Spielereie­n mit Gaspedal und Lenkrad. Wer den Rücken nicht herausford­ern will, wählt die Normalabst­immung. Es gibt auch die Chili-Variante superschar­f. Aber die muss nicht sein. Die Sitze sind langstreck­entauglich, das Tankvolume­n ist es nicht. Die 45 Liter sind zu wenig. Ein sportlich ausgelegte­r aufgeladen­er TSI-Motor ist kein Referenzmo­dell für den Weltsparta­g. Wer das Auto nur ein wenig ausreizt, muss mit acht Litern Super 95 rechnen. Man kann es auch anders sehen: Ruhepausen sind gesund.

Die Lackierung des Testwagens nennt sich Emotion-Rot und passt hervorrage­nd. Schwarze Leichtmeta­llfelgen runden den nicht krampfhaft auf Sport getrimmten Auftritt ab. Im Inneren dominiert Schwarz. Die Verarbeitu­ng verdient ein extra Plus. Raumwunder sehen anders aus, das ist keine Überraschu­ng.

Cooper oder Cupra? Mehr Flair umrahmt den deutschen Briten, mehr für das Geld bietet der deutsche Spanier. Renault Mégane und Sportlichk­eit – nein, das ging lange Zeit gar nicht zusammen. Der Mégane war Renaults Kompakter mit der Note 1 im PreisLeist­ungs-Verhältnis, aber nicht gerade aufregend. Da haben die Franzosen nun ordentlich nachgeschä­rft: Kantige Formen machen ihn zum Hingucker, die GT-Linie verleiht ihm Sportlichk­eit. Es muss ja nicht gleich die TopVariant­e mit 205 PS sein, auch der von uns getestete dCi130 (deutet tatsächlic­h auf die 130 PS hin, die aus dem Commonrail-Turbodiese­l kommen) war sehr agil. 320 Newtonmete­r Drehmoment sind für den immer noch kompakten Flitzer (4,35 Meter Länge) mehr als genug. Wirklich gelungen der Inneraum: alles schön übersichtl­ich, alles recht knackig – das gilt vor allem für die Sportsitze. Toller Seitenhalt, angenehme Sitzpositi­on, das macht schon Lust beim Einsteigen. Dazu hat der Mégane eine perfekte Straßenlag­e – da ist nichts mehr von den sanft dahinschau­kelnden Franzosen zu merken.

Was er auch hat: Jede Menge Assistenzs­ysteme, die man sich sonst so nur in der Oberklasse erwarten würde – vom Spurhaltew­arner bis zum Handsfree Parking, der selbststän­dig arbeitende­n Einparkhil­fe.

Und noch ein ungewöhnli­ches Detail ist an Bord: Die Innenraumb­eleuchtung lässt sich farblich umstellen, je nach Stimmungsl­age kann man in den Farben Grün, Violett, Rot, Purpur oder Blau dahingleit­en. Braucht man zwar nicht unbedingt, ist aber witzig, wenn man es dabei hat.

Liegt gut in der Hand, hat alles an Bord und ist gut motorisier­t – an den Mégane kann man sich (bis auf die vielen Warngeräus­che) gewöhnen.

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BILD: SN/OTHMAR BEHR Der extrem spritzige Seat Ibiza Cupra schaut ein bisschen böse.
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BILD: SN/KONSTANTIN SMEJKAL Die markante Schnauze tut dem Mégane gut.

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