Wenn aus kompakten Limousinen heiße Sportgeräte werden, die ihre Alltagstauglichkeit behalten.
Es besteht kein Zweifel. Dieses Auto zielt auf einen Mitbewerber, der einen großen Namen trägt. Dessen Dimensionen zumindest beim Urahn noch revolutionär mini waren. Auf die Variante Cooper S. Die 192 PS in einem Seat Ibiza sind eine Kampfansage. Ibiza SC Cupra TSI lautet der volle Name dieses Autos der spanischen VW-Tochter Seat. Am Steuer dieses kraftstrotzenden Etwas führt der genussvollste Weg über viele Kurven. Wir haben es ausprobiert. Auf der SP 456, der Landstraße, die vom Navi und von der Karte als Ausweichroute vorgeschlagen wird, sollte es auf der Autostrada zwischen Genua und Masone Probleme geben. Sie führt über einen Pass und die Kehren werden immer enger, je länger es bergauf geht. Es geht ziemlich lang bergauf. Gas geben, schalten, kurz verzögern, angespannt sein, ob eh niemand zeitgleich dem Tal entgegenbrettert.
Auto fahren wie es früher einmal war. Vom Gefühl her. Aber viel besser. Das Fahrwerk meistert souverän alle Spielereien mit Gaspedal und Lenkrad. Wer den Rücken nicht herausfordern will, wählt die Normalabstimmung. Es gibt auch die Chili-Variante superscharf. Aber die muss nicht sein. Die Sitze sind langstreckentauglich, das Tankvolumen ist es nicht. Die 45 Liter sind zu wenig. Ein sportlich ausgelegter aufgeladener TSI-Motor ist kein Referenzmodell für den Weltspartag. Wer das Auto nur ein wenig ausreizt, muss mit acht Litern Super 95 rechnen. Man kann es auch anders sehen: Ruhepausen sind gesund.
Die Lackierung des Testwagens nennt sich Emotion-Rot und passt hervorragend. Schwarze Leichtmetallfelgen runden den nicht krampfhaft auf Sport getrimmten Auftritt ab. Im Inneren dominiert Schwarz. Die Verarbeitung verdient ein extra Plus. Raumwunder sehen anders aus, das ist keine Überraschung.
Cooper oder Cupra? Mehr Flair umrahmt den deutschen Briten, mehr für das Geld bietet der deutsche Spanier. Renault Mégane und Sportlichkeit – nein, das ging lange Zeit gar nicht zusammen. Der Mégane war Renaults Kompakter mit der Note 1 im PreisLeistungs-Verhältnis, aber nicht gerade aufregend. Da haben die Franzosen nun ordentlich nachgeschärft: Kantige Formen machen ihn zum Hingucker, die GT-Linie verleiht ihm Sportlichkeit. Es muss ja nicht gleich die TopVariante mit 205 PS sein, auch der von uns getestete dCi130 (deutet tatsächlich auf die 130 PS hin, die aus dem Commonrail-Turbodiesel kommen) war sehr agil. 320 Newtonmeter Drehmoment sind für den immer noch kompakten Flitzer (4,35 Meter Länge) mehr als genug. Wirklich gelungen der Inneraum: alles schön übersichtlich, alles recht knackig – das gilt vor allem für die Sportsitze. Toller Seitenhalt, angenehme Sitzposition, das macht schon Lust beim Einsteigen. Dazu hat der Mégane eine perfekte Straßenlage – da ist nichts mehr von den sanft dahinschaukelnden Franzosen zu merken.
Was er auch hat: Jede Menge Assistenzsysteme, die man sich sonst so nur in der Oberklasse erwarten würde – vom Spurhaltewarner bis zum Handsfree Parking, der selbstständig arbeitenden Einparkhilfe.
Und noch ein ungewöhnliches Detail ist an Bord: Die Innenraumbeleuchtung lässt sich farblich umstellen, je nach Stimmungslage kann man in den Farben Grün, Violett, Rot, Purpur oder Blau dahingleiten. Braucht man zwar nicht unbedingt, ist aber witzig, wenn man es dabei hat.
Liegt gut in der Hand, hat alles an Bord und ist gut motorisiert – an den Mégane kann man sich (bis auf die vielen Warngeräusche) gewöhnen.