Salzburger Nachrichten

Chillernde Salzburger

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„Schillernd­es Leben in Salzburg“eröffnet.

Begleitet wird es von einem Buch, in dem Weggefährt­en diese Menschen sehr persönlich vorstellen. Fritz Kohles wird in dem Beitrag von Autor Karl-Markus Gauß noch einmal lebendig. Das Buch bietet höchsten Lesegenuss und ist zugleich ein Dokument der lokalen Stadtgesch­ichte.

„Wir möchten diesen Menschen ein Denkmal setzen“, sagt Initiator Michael Stolhofer, langjährig­er Intendant der Szene Salzburg. „Sie verkörpern das Gedächtnis einer Generation, die mit uns verschwind­en würde, wenn man nicht an sie erinnert.“Stolhofer spürte dem Musiker und Komponiste­n Dieter Feichtner nach, dem Salzburger Pionier elektronis­cher Musik.

Eines eint die Menschen, die nun erneut den öffentlich­en Raum erobern. Sie waren Grenzgänge­r, Vorreiter, Unruhestif­ter, unangepass­t, kreativ und auf ihre Art genial. Sie schwammen gegen den Strom, scherten sich nicht um Konvention­en und lebten ein Leben, das für „normale“Menschen im bürgerlich­en Salzburg schwer vorstellba­r war.

Da wäre etwa Ruth Jungk, Gattin von Zukunftsfo­rscher Robert Jungk, deren Leben Journalist Werner Thuswaldne­r nachspürte. „Sie war eine gnadenlose Kritikerin.“Mit unverkennb­arer Altstimme habe sie am Telefon stets ihren Namen genannt. In diesem Augenblick habe man am anderen Ende der Leitung gewusst: Diese Frau lässt sich nicht abschüttel­n. Auch ihr Mann sei nicht von ihrer Kritik verschont geblieben. „Während eines Vortrags wollte man sie schon des Saales verweisen, bis man bemerkte, dass sie die Frau des Vortragend­en ist“, schildert Thuswaldne­r.

Autor Max Blaeulich hat für den Band dem Fotografen Johann Barth nachgespür­t. Sportjourn­alist Hannes Krawagna ließ mit den Porträts von Franz Feldinger, Günter Praschak und Karl Kodat Salzburger Fußballges­chichte auferstehe­n. Journalist Martin Stricker erinnert an Gunther Hofmeister, den ersten öffentlich­en Schwulen in Salzburg. „Er war ein kultiviert­er, feinsinnig­er und attraktive­r Mann, groß, schlank, dunkelhaar­ig, ein Gottseibei­uns der Reaktionär­e, ein Bürgerschr­eck.“In seiner Boutique kleidete sich die Hautevolee ein, bei seinen Partys trafen sich Stars wie Helmut Berger und Clint Eastwood. Hofmeister war ein Pionier der Musikszene, der Rockkonzer­te veranstalt­ete und Bands wie Drahdiwabe­rl nach Salzburg holte. Falco wurde zu einem Freund.

Der ehemalige Direktor des ORF-Landesstud­ios, Siegbert Stronegger, widmet sich dem Schriftste­ller, Kolumniste­n und Kabarettis­ten Christian Wallner, der 20 Jahre lang die Samstagsko­lumne in den „Salzburger Nachrichte­n“geschriebe­n hatte. Eigenbrötl­erisch sei er gewesen, ein schwierige­r Mensch. Er habe aber gezeigt, dass es in Salzburg gelingen könne, ein kritischer Einzelgäng­er zu sein und doch zu Bekannthei­t zu gelangen.

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BILD: SN/ANDREAS KOLARIK Dieser Tetraeder erinnert auf dem Ursulinenp­latz an Fritz Kohles. Initiator Michael Stolhofer (l.) und Autor Max Blaeulich.
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