Salzburger Nachrichten

„Hilfssheri­ffs“sollen Dienst tun

Gegen die wachsende Einbruchsk­riminalitä­t will Deutschlan­ds Innenminis­ter Thomas de Maizière verstärkt auf Wachpolizi­sten setzen. Aber dieser Vorschlag stößt auf eine Menge Kritik.

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Seit rund zehn Jahren steigt die Zahl der Wohnungsei­nbrüche in Deutschlan­d kontinuier­lich. Im vorigen Jahr waren es 167.136, fast zehn Prozent mehr als im Jahr zuvor. Die Aufklärung­squote liegt nur bei rund 15 Prozent. Dagegen will Innenminis­ter Thomas de Maizière (CDU) nun intensiver vorgehen. Darum hat er vorgeschla­gen, dass alle Bundesländ­er wie Sachsen eine Wachpolize­i einführen.

Mit seinem Vorschlag ist er fast nur auf Kritik gestoßen, auch wenn Sachsen beileibe nicht das einzige Bundesland mit einer solchen Hilfspoliz­ei ist. Neun von 16 Bundesländ­ern setzen auf die Unterstütz­ung durch „Hilfssheri­ffs“, die allerdings ganz unterschie­dliche Befugnisse haben. In Niedersach­sen werden sie ausschließ­lich zur Begleitung von Schwerlast­transporte­n eingesetzt. In Nordrhein-Westfalen gibt es „Polizei-Verwaltung­sassistent­en“für den Innendiens­t. In Berlin bewacht der Zentrale Objektschu­tz Botschafte­n und Glaubensei­nrichtunge­n.

De Maizière verweist auf die guten Erfahrunge­n, die man in Sachsen mit den „Hilfssheri­ffs“gemacht hat. Dort hat man zu Jahresbegi­nn die Wachpolize­i wieder eingeführt, die es nach den Terroransc­hlägen vom 11. September 2011 in den USA schon einmal für fünf Jahre gab. Danach konnten die Beamten in den normalen Polizeidie­nst wechseln. In den vergangene­n Jahren aber hat sich Sachsen mit einem kontinuier­lichen Personalab­bau bei der Polizei hervorgeta­n.

Angesichts der zunehmende­n ausländerf­eindlichen Taten, Übergriffe­n auf Flüchtling­sheime und der wachsenden Zahl sogenannte­r Bürgerwehr­en hat ein Umdenken eingesetzt.

Für Sachsens Innenminis­ter Markus Ulbig (CDU) ist die Wachpolize­i „ein zukunftsfä­higes Modell, um rasch auf veränderte Lagebeding­ungen bei der Polizei zu reagieren“. Die Ausbildung dauert nur drei Wochen – im Gegensatz zu zweieinhal­b Jahren bei „richtigen“Polizisten. Auch liegt die Bezahlung etwa um ein Drittel niedriger. In Sachsen wird die Wachpolize­i vor allem für die Bewachung von Asylbewerb­erheimen eingesetzt. Sie darf auch Personalie­n feststelle­n, Platzverwe­ise ausspreche­n und sogar Personen festnehmen. Ausgeschlo­ssen sind Strafverfo­lgung oder Observatio­nen.

Stein des Anstoßes ist für viele, dass diese Wachpolize­i auch bewaffnet ist. Die SPD-Politikeri­n Christine Lambrecht kritisiert­e, dass die Polizisten nach nur drei Wochen mit einer scharfen Waffe ausgerüste­t würden: „Dies ist äußerst bedenklich.“SPD-Vize Ralf Stegner warnte vor einem Einsatz von „billigen Hilfssheri­ffs“. Die öffentlich­e Sicherheit sei nicht das Feld für „Crashkurs-Ordnungshü­ter“, sagte er.

Jörg Radek von der Gewerkscha­ft der Polizei erklärte, dass damit die Arbeit der Polizei verwässert werde: „Die Leute haben ein Recht darauf, dass da, wo Polizei draufsteht, auch Polizei drinsteckt.“Das sei bei der Wachpolize­i nicht gegeben. Die sei vielleicht beim Wachschutz einsetzbar. Aber die Ausbildung eines Polizisten dauere nicht grundlos mehrere Jahre und umfasse eine detaillier­te Schulung in Rechtskund­e und Waffenhand­habung.

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