Bleiben oder gehen
Freiwillige engagieren sich vor dem EU-Referendum auf beiden Seiten.
„Die Entscheidung ist einfach“– das steht auf dem selbst gemachten Schild, das David in die Höhe hält. „Bleiben: Unsere Gesetze werden in Brüssel gemacht. Gehen: Unsere Gesetze werden in Großbritannien gemacht.“
Der Brite mit Brille wirbt am Ausgang der Londoner U-Bahn-Station Brixton für den Austritt seines Landes aus der Europäischen Union. „Ich will, dass wir die EU verlassen. Ich finde, dass sie undemokratisch ist. Sie verringert unsere Souveränität“, betont David.
Er ist optimistisch, dass das Referendum am 23. Juni in seinem Sinne ausgehen wird. „Ganz Europa sollte optimistisch sein, denn wenn es zum Brexit kommt, wird der Schock für die EU so groß sein, dass es eine Reform geben muss, eine wirkliche Reform.“Ein Brexit wäre „gut für Europa und Großbritannien“.
Während sich David auf den Weg zur U-Bahn macht, treffen Freiwillige des Pro-EU-Lagers beim Stationsausgang ein, um für einen Verbleib in der Union zu werben. „Ich habe das europäische Projekt immer als eines betrachtet, in dem Handel ein Instrument des Friedens ist und nicht umgekehrt“, unterstreicht Bertrand.
Der gebürtige Franzose lebt seit 30 Jahren in Großbritannien. Für ihn steht die Zukunft seiner Kinder im Mittelpunkt, die hier geboren und britische Staatsbürger sind.
Auf der anderen Straßenseite tritt Sally für die Fortsetzung der britischen EU-Mitgliedschaft ein. Die Britin trägt eines der knallblauen T-Shirts mit der Aufschrift „Britain Stronger In Europe“, und sie hat sichtlich Erfahrung im Wahlkämpfen. Seit zwei Jahrzehnten ist sie schon als Lokalpolitikerin für Labour in Brixton tätig.
Ihr Eindruck: Gerade in London ist die Unterstützung für das ProEU-Lager groß. „Ich glaube, die Leute sehen die EU als wesentlich für Arbeitsplätze, Wohlstand und internationale Kooperation an. Und London ist eine globale Stadt.“Sally erwartet, dass es landesweit am 23. Juni knapp wird, und fügt hinzu: „Für mich ist das eine der wichtigsten Entscheidungen, die ich in meinem Leben treffen werde.“
Edward wirbt in einem anderen Stadtteil von London ehrenamtlich für den Brexit. Edward war nie politisch aktiv, aber auch er sagt: „Das ist die wichtigste Wahl in 30 oder 40 Jahren, in einer ganzen Generation. Das ist wichtiger als eine Parlamentswahl.“