Nackte Menschen taugen zum Würfeln
Welch frivole Lust! Man platziert einen nackten Mann oder eine nackte Frau in der Grube seiner Hand, wirft sie mit Schwung über eine Tischplatte und schaut, ob die Zwei am Oberschenkel oder die Sechs am Rücken gilt. Freilich, es sind nur würfelförmige Skulpturen aus Elfenbein oder Silber, die erst unsere Fantasie zu dem macht, was ihre Form erscheinen lässt. Trotzdem dürfen sie heutzutage nicht mehr über Tischplatten kullern, sondern sind nun edle Exponate – sogar extra besorgte Leihgaben – in Schloss Ambras.
Die in der Innsbrucker Dependance des Kunsthistorischen Museums in der Vorwoche eröffnete Sommerausstellung zeigt erlesenes Spielzeug aus Barock und Renaissance, dazu exquisite Gemälde und Kupferstiche von Spielen und Spielenden. Anlass dafür ist ein Geschenk: Die Johannes-und-Hertha-Tuba-Stiftung überließ eine Pariser Tapisserie (nach 1700), die eine illustre Gesellschaft beim Spiel zeigt – übrigens auch beim Schummeln. Spielen galt seit je als salonfähiger, exquisiter, anregender, die Sinne schulender Zeitvertreib. Doch haftet am Spiel auch ein schlechter Leumund, wie es Friedrich von Logau (1605–1655) in einer im Katalog zitierten Gedichtzeile ausdrückt: „Weiber, Würfel, Wein, bringen Lust und Pein.“
In Innsbruck gibt es eine weitere Spieleschau: Das Tiroler Landesmuseum zeigt im Zeughaus jüngeres und einfacheres Spielzeug als jenes aus adeligen Renaissanceschatullen – etwa einen Puppenherd aus dem Jahr 1950 oder ein „Fang den Hut“aus den 1920er- oder 1930er-Jahren. Ausstellungen: Spiel! Schere, Stein, Papier