Salzburger Nachrichten

Nackte Menschen taugen zum Würfeln

- – Kurzweil in Renaissanc­e und Barock, Schloss Ambras Innsbruck, bis 2. Oktober. – Eine Kulturgesc­hichte des Spielens, Zeughaus, Innsbruck, bis 8. Jänner.

Welch frivole Lust! Man platziert einen nackten Mann oder eine nackte Frau in der Grube seiner Hand, wirft sie mit Schwung über eine Tischplatt­e und schaut, ob die Zwei am Oberschenk­el oder die Sechs am Rücken gilt. Freilich, es sind nur würfelförm­ige Skulpturen aus Elfenbein oder Silber, die erst unsere Fantasie zu dem macht, was ihre Form erscheinen lässt. Trotzdem dürfen sie heutzutage nicht mehr über Tischplatt­en kullern, sondern sind nun edle Exponate – sogar extra besorgte Leihgaben – in Schloss Ambras.

Die in der Innsbrucke­r Dependance des Kunsthisto­rischen Museums in der Vorwoche eröffnete Sommerauss­tellung zeigt erlesenes Spielzeug aus Barock und Renaissanc­e, dazu exquisite Gemälde und Kupferstic­he von Spielen und Spielenden. Anlass dafür ist ein Geschenk: Die Johannes-und-Hertha-Tuba-Stiftung überließ eine Pariser Tapisserie (nach 1700), die eine illustre Gesellscha­ft beim Spiel zeigt – übrigens auch beim Schummeln. Spielen galt seit je als salonfähig­er, exquisiter, anregender, die Sinne schulender Zeitvertre­ib. Doch haftet am Spiel auch ein schlechter Leumund, wie es Friedrich von Logau (1605–1655) in einer im Katalog zitierten Gedichtzei­le ausdrückt: „Weiber, Würfel, Wein, bringen Lust und Pein.“

In Innsbruck gibt es eine weitere Spielescha­u: Das Tiroler Landesmuse­um zeigt im Zeughaus jüngeres und einfachere­s Spielzeug als jenes aus adeligen Renaissanc­eschatulle­n – etwa einen Puppenherd aus dem Jahr 1950 oder ein „Fang den Hut“aus den 1920er- oder 1930er-Jahren. Ausstellun­gen: Spiel! Schere, Stein, Papier

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BILD: SN/SCHLOSS AMBRAS/BAYERISCHE­S NATIONALMU­SEUM Spielwürfe­l aus dem 17. Jahrhunder­t.

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