Auf der Donau könnte man mehr Güter transportieren TU-Techniker entwickelten einen Schiffstyp, der europäische Flüsse umweltschonend als Transportweg nutzen kann.
Der Gütertransport auf Schiffen ist sicher, effizient und meist umweltfreundlicher als mit anderen Transportmitteln. Trotzdem setzen wir in großen Teilen Europas heute noch immer hauptsächlich auf Straße und Bahn. Im internationalen Forschungsprojekt NEWS (Next generation European Inland Waterway Ship and logistics system), geleitet von der TU Wien, wurde das Potenzial europäischer Flüsse für den Transport analysiert. Wie sich zeigte, bietet besonders die Donau noch viel ungenutztes Potenzial.
Ein neuer Schiffstyp wurde entworfen, der optimal auf die Anforderungen des heutigen Güterverkehrs angepasst ist, und ein Businessplan wurde erstellt. Das Ergebnis: Der Schiffsverkehr kann in Zukunft absolut konkurrenzfähig sein – allerdings müssen sich die europäischen Staaten an bereits bestehende Abmachungen halten und dafür sorgen, dass ihre Wasserwege die vereinbarten Vorgaben erfüllen. „Das beste Schiff kombiniert mit dem besten logistischen System bringt nichts, wenn die Rahmenbedingungen nicht stimmen“, sagt Sandra Stein vom Institut für Managementwissenschaften der TU Wien. Zwar gibt es zahlreiche Vorgaben für europäische Wasserwege – etwa in Bezug auf die Wassertiefe, die Höhe von Brücken oder die technischen Eigenschaften von Schleusen –, aber nicht überall wurden diese Vorgaben auch umgesetzt. „Manchmal können die Vorgaben aus Naturschutzgründen nicht eingehalten werden. Speziell in den osteuropäischen Donau-Anrainerstaaten scheitert es aber meistens daran, dass der Schiffsverkehr keine starke Lobby hat und das Geld und der Willen fehlen“, meint Sandra Stein. Außerdem muss man über passende Schiffstypen nachdenken. Daher wurde von der TU auch gleich ein neuer Schiffstyp entworfen: „NEWS Mark II“ist ein Schiff, das im Gegensatz zu den heute verwendeten, oft uralten, Schiffen sowohl auf moderne Container als auch Autos oder Schüttgüter ausgerichtet ist. Durch einen Ballasttank kann der Tiefgang bis zu 80 Zentimeter angepasst werden, damit das Schiff mit wechselnden Wasserständen und niedrigen Brücken zurechtkommt. Damit wäre es auf 80 Prozent der europäischen Wasserwege einsetzbar. Die Umwelt wird geschont, indem man das Schiff elektrisch oder mit Flüssigerdgas antreibt anstatt der heute üblichen, umweltschädlicheren Treibstoffe wie Diesel oder Schweröl.
Die Berechnungen des NEWSProjekts zeigen, dass Gütertransport per NEWS-Schiff nicht nur umweltfreundlicher, sondern auch ökonomisch sinnvoll wäre. NEWS hat als mit Flüssigerdgas betriebene Variante 51 Prozent weniger Kohlendioxid, 90 Prozent weniger Stickoxide, 99 Prozent weniger Schwefeloxide und 98 Prozent weniger Partikelausstöße wie zum Beispiel Ruß als vergleichbare Schiffe. An der Donau braucht so ein Schiff Brücken, unter denen es mit drei aufeinandergestapelten Containern durchkommt. „Unsere Analysen zeigen, dass die jetzigen Vorgaben ausreichend sind, um Güter profitabel auf der Donau zu transportieren. Insbesondere die osteuropäischen Donau-Anrainerstaaten wie Ungarn müssten sie aber endlich umsetzen.“Die Zukunft der Donau als Verkehrsader hängt also vom politischen Willen ab.