Salzburger Nachrichten

Ist der Klimaschut­z im Fluss?

Im Dezember wurde das Pariser Klimaabkom­men als Durchbruch gefeiert. Zu seiner Umsetzung hat Österreich bislang noch nicht viel getan.

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Die 28 EU-Umweltmini­ster sprechen heute, Montag, über die Ratifizier­ung des Pariser Klimaabkom­mens. Dass dieser Akt allein nur ein erster Schritt ist, zeigt der Blick auf die weitere Tagesordnu­ng: Diskussion über den Schadstoff­verbrauch von Dieselfahr­zeugen, Anstoß der Kreislaufw­irtschaft, Reform des CO2-Zertifikat­shandels. Kurz gesagt: Um die Ziele von Paris Stephanie Pack berichtet für die SN aus Brüssel zu erreichen, muss die EU ihre Politik in vielen Bereichen drastisch ändern.

Das übergeordn­ete Ziel, das im vergangene­n Dezember in Paris beschlosse­n wurde, ist die Beschränku­ng der Erderwärmu­ng auf deutlich weniger als zwei Grad gegenüber der vorindustr­iellen Zeit. Für die EU führt der Weg dorthin über ihre schon vor Paris gesteckten Ziele: Bis 2020 soll der CO2-Ausstoß um 20 Prozent gegenüber dem Wert von 1990 gesenkt werden. Der Anteil erneuerbar­er Energie muss 20 Prozent im Energiemix ausmachen. Die Energieeff­izienz soll um 20 Prozent gesteigert werden. Bis 2030 soll die CO2-Reduktion dann bei 40 Prozent liegen, der Anteil erneuerbar­er Energie und die Steigerung der Effizienz jeweils bei 27 Prozent.

Das sind keine ehrgeizige­n Ziele, findet Johannes Wahlmüller von der Umweltschu­tzorganisa­tion Global 2000. Vor allem im Hinblick auf das Pariser Abkommen. Mit den derzeitige­n Vorgaben der EU gebe es nur eine 50-Prozent-Chance, dass das Zwei-Grad-Ziel erreicht werden könne. Dass die Erwärmung deutlich unter dieser Grenze bleibt, wie in Paris vereinbart, bezweifelt Wahlmüller erst recht. „Die Ziele der Europäer sind zu schwach.“

Viele EU-Länder sind aber nicht einmal sicher, wie sie die gesteckten bescheiden­en Ziele erreichen werden, darunter Österreich. Schon für 2020 wird es knapp, für 2030 und darüber hinaus sucht man erst eine Strategie. Das Ministeriu­m für Wissenscha­ft, Forschung und Wirtschaft hat kürzlich ein Grünbuch herausgege­ben, um die Diskussion zu starten. Von einem Plan könne keine Rede sein, kritisiert Wahlmüller. Er hofft dennoch, dass am Ende ein klares Ziel stehen wird: raus aus fossiler Energie. Eine zentrale Rolle in der Energiever­sorgung soll laut Grünbuch der Strom einnehmen. Er wird in Österreich zu 80 Prozent aus erneuerbar­er Energie gewonnen, vor allem aus Wasserkraf­t. Mit Wasserkraf­t allein wird Österreich seine Ziele aber nicht erreichen. Was ist mit der Industrie, welche Rolle spielen Verkehr oder Gebäudesan­ierung? All das müsste eine ganzheitli­che Strategie beantworte­n – die es aber, wie gesagt, nicht gibt.

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BILD: SN Österreich hat seinen hohen Anteil an erneuerbar­er Energie bei der Stromerzeu­gung maßgeblich der Wasserkraf­t zu verdanken.
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