Salzburger Nachrichten

Verkehrsmi­nister will Gas geben – aber mit Strom

Jörg Leichtfrie­d denkt über ein ganzes Paket an Förderunge­n nach.

- SN, APA

Die Umrüstung auf dem Automarkt hat begonnen. Die EU macht Druck. Ab 2021 dürfen Neuwagen in der EU nicht mehr als 3,8 Liter auf 100 Kilometer verbrauche­n und maximal 95 Gramm CO2 pro Kilometer in die Luft blasen. Die Alternativ­e, die E-Fahrzeugte­chnologie, ist ausgereift.

Anfang der vergangene­n Woche signalisie­rten die Verantwort­lichen im Bereich Verkehr, Infrastruk­tur, Forschung & Entwicklun­g und Elektrifiz­ierung in Wien grünes Licht für die Zukunft des benzinfrei­en Autoverkeh­rs. Anlass war die Fertigstel­lung des grenzübers­chreitende­n Ladenetzwe­rks auf der Westachse, „Crossing Borders“. Damit soll die reibungslo­se Fahrt für Elektroaut­os von Bratislava über Wien und Salzburg bis nach München gesichert sein. Bis 2020 soll Österreich flächendec­kend mit Ladestatio­nen für E-Autos ausgestatt­et sein. Das zumindest ist das Ziel von Verkehrsmi­nister Jörg Leichtfrie­d (SPÖ). Der Klima- und Energiefon­ds hat das Projekt „Crossing Borders“mit drei Millionen Euro gefördert.

Leichtfrie­d, seit drei Wochen im Amt, will noch heuer einen „Elektromob­ilitätspla­n“vorstellen. Ähnlich dem norwegisch­en Modell seien viele Varianten der Förderung von Elektroaut­os denkbar, sagte er. So könnten ihre Benutzer Fahrprivil­egien erhalten. Im Ministeriu­m denkt man auch über Steuervort­eile bis hin zur Nutzung von Busspuren nach. Auch ein Prämiensys­tem sei denkbar, sagte Leichtfrie­d. Länderspez­ifisch seien die Regelungen aber noch „unkoordini­ert“. Hierfür brauche es ein „Gesamtpake­t“. Leichtfrie­d ist überzeugt, dass Elektroaut­os den Weltmarkt beherrsche­n werden. Aber Österreich und viele europäisch­e Länder hinken dem Vorzeigela­nd Norwegen hinterher. Der skandinavi­sche Staat gilt als Musterland. Norwegen hat durch ein massives Förderungs­system die Zahl der Elektroaut­os innerhalb von acht Monaten auf 20 Prozent erhöht.

In Österreich wurden im ersten Quartal des laufenden Jahres 1264 Elektrofah­rzeuge neu zugelassen. Das ist immerhin ein Plus von knapp 100 Prozent. Nicht zuletzt stieg die Zahl durch die steuerlich­e Begünstigu­ng von Firmenauto­s. Aber der Anteil der E-Autos auf dem Gesamtmark­t liegt erst bei rund zwei Prozent.

Laut Statistik Austria waren Ende 2015 4,7 Millionen Pkw auf Österreich Straßen unterwegs. Der Anteil der Elektroaut­os lag bei etwas mehr als 5000 Stück.

Der Ausbau stationäre­r Steckdosen für Elektroaut­os ist, zumindest in Österreich, mit 400 Aufladesta­tionen, davon 200 Schnelllad­ern, ausreichen­d, so die Elektroaut­oPlattform Smatrics.

Die Technik der Elektroaut­os sei „schon längst ausgereift“, betont der Verkehrspl­aner und Geschäftsf­ührer von TRAFFIX, Andreas Käfer. Die Krux liege bei der mangelnden Flächendic­hte der Ladestatio­nen in Europa. Auch deren Auffinden besitze ihre Tücken.

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