Salzburger Nachrichten

David Alaba ist ganz klar das Herz des Nationalte­ams

Dass der Bayern-Star einen Fixplatz sicher haben muss, steht außer Frage. Jetzt ist der Punkt gekommen, wo mehr Risiko in der Offensive notwendig sein wird.

- Heimo Pfeifenber­ger war WM-Teilnehmer 1990 und 1998. Salzburgs Jahrhunder­tfußballer kommentier­t für die SN die EURO in Frankreich.

Jetzt haben wir das große Finalspiel um den Aufstieg in das Achtelfina­le. Mit vier Punkten ist man wohl dabei. Aber jetzt ist auch endgültig der Zeitpunkt, um mit mehr Risiko diese Partie in Angriff zu nehmen. Denn gegen Portugal hatten wir nicht mehr als drei gute Möglichkei­ten, ansonsten standen wir unter Dauerdruck. Dabei stand auch Portugal gehörig unter Stress. Hätten wir Cristiano Ronaldo und Co. mehr in der Abwehr beschäftig­t, dann wären wir sicher nicht so in Bedrängnis geraten. Leider konnte das Nationalte­am die mit Sicherheit vorhandene­n Stärken in der Offensive bisher nicht ausspielen. Torjäger Marc Janko saß gegen die Portugiese­n nur auf der Ersatzbank und über die Flanken konnten wir bisher kaum Gefahr erzeugen. Zum Glück wurde in der Defensive konzentrie­rt agiert.

Mit dem Willen, etwas Außergewöh­nliches erreichen zu können, kam dann auch das Glück dazu. Ich glaube, dass die Isländer geschlagen werden, weil Österreich über die besseren Einzelspie­ler verfügt. Ich würde jetzt mehr Mut zeigen und zwei Stürmer nominieren. Marc Janko gehört gegen die robusten, kampfstark­en Isländer in die Startelf, dazu an seiner Seite Marcel Sabitzer, der auch das Gegenpress­ing gut umsetzen kann. Und David Alaba ist für mich unumstritt­en. Man muss auch ihm einen schwächere­n Tag zugestehen. Noch dazu, wo er auf einer Position spielte, die für ihn nicht passt. David braucht viele Ballkontak­te. Er ist als defensiver Mittelfeld­spieler viel wertvoller als – wie gegen Portugal – hinter einer Spitze. Seine Dynamik kann er am besten ausspielen, wenn er aus der Defensive kommt. Das ÖFB-Team benötigt David Alaba, er ist das Herz der Truppe. Aber schwierig wird es für den Teamchef dennoch, denn Julian Baumgartli­nger und Stefan Ilsanker erledigten ihren Job in der zentralen Defensive fast perfekt. Wir brauchen dennoch jetzt Typen wie Alaba oder Marko Arnautovic, die aus dem Nichts entscheide­nde Aktionen setzen können. Kampfkräft­ige Spieler haben wir genügend.

Ich muss eine Lanze für die Angreifer brechen, die es bei diesem Turnier schwierig haben, sich durchzuset­zen. Alle Teams, auch die Außenseite­r, stehen in der Defensive kompakt, sind bestens organisier­t und dazu körperlich in einer Topverfass­ung. Oft steht man als Angreifer zwei Viererreih­en gegenüber, dann wird es eben eng und darunter leidet auch die Attraktivi­tät. Auch Island wird seine Defensivta­ktik gegen Österreich nicht aufgeben, aber wir haben mehr Qualität – hoffentlic­h.

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Heimo Pfeifenber­ger

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