Salzburger Nachrichten

Fünf Minuten drehen 24 Stunden in ein Drama

Unfassbare­s Ende in Le Mans: Führender Toyota fällt in Schlussrun­de aus, Porsche erbt Sieg.

- Gk

24 Stunden können unbarmherz­ig sein. Vor allem, wenn ein Traum statt zur Realität zum Albtraum wird. Toyota sah 23:55 Stunden im 84. Klassiker von Le Mans wie der Triumphato­r aus, ehe nicht nur der Kölner Mannschaft der Atem stockte und die Mienen einfroren: Kazuki Nakajima, im vorletzten der 384 Umläufe noch über eine Minute vor Neel Jani im Porsche voran, wurde plötzlich langsamer, konnte nicht schneller als 200 km/h fahren (der Rundenschn­itt der Hybrid-Prototypen liegt normal über 240 km/h) und blieb auf der Geraden vor den Boxen mit Elektronik­schaden liegen. Der Japaner absolviert­e verzögert noch die letzte Runde, die aber elf Minuten dauerte – womit der Toyota trotz gleicher Distanz wie der Sieger-Porsche als Ausfall gewertet wurde.

Somit gewann Titelverte­idiger Porsche die 24 Stunden, den dritten WM-Lauf des Jahres vor 263.500 Zuschauern, zum 18. Mal (Rekord). „Ich hatte nicht mehr daran geglaubt“, gestand Janis Teamkolleg­e Marc Lieb, der sich den 919 Hybrid noch mit Romain Dumas teilte. Der Franzose war ebenfalls tief bewegt: „Ich bin natürlich überwältig­t. Wir können das nicht in Worte fassen. Unser Traum wurde wahr.“„Das ist unglaublic­h, was hier passiert ist. Es bricht mir das Herz, wenn ich an die Jungs von Toyota denke. So etwas wünscht man keinem“, meinte Porsche-Pilot Jani ehrlich.

Der zweite Toyota (Sarrazin/Conway/Kobayashi) belegte mit drei Runden Rückstand Rang zwei vor den beiden deutlich zurücklieg­enden Audi. „So eine Tragik habe ich noch nie erlebt“, gestand auch der Wiener Motorsport­chef von Audi, Wolfgang Ullrich, während die Porsche-Führungssp­itze mit Aufsichtsr­at Wolfgang Porsche und Markenchef Oliver Blume den Rivalen von Toyota in deren Box Trost spendeten.

Während der steirische Porsche-Projektlei­ter Fritz Enzinger zum zweiten Le-Mans-Triumph in Folge kam, waren die anderen Österreich­er durchwegs enttäuscht. Dominik Kraihamer lag mit dem Rebellion Samstagnac­ht sogar schon auf Platz fünf, ehe die Benzinpump­e kaputtging und der R-One Feuer fing. GTWeltmeis­ter Richard Lietz und Debütant Philipp Eng im Dempsey-Proton-Porsche 911 wurden durch einen Antriebswe­llenschade­n gestoppt, Mathias Lauda im Aston Martin durch eine Kollision und technische Probleme.

In der GT-Klasse gewann Ford 50 Jahre nach dem Beginn der Siegesseri­e an der Sarthe auf Anhieb die Rückkehr im neuen GT und das Duell mit Ferrari.

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BILD: SN/APA/AFP/JEAN-FRANCOIS MONIER Das Pech Toyotas wurde Porsches Glück.

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