Barrierefrei wohnen
Im Artikel in den SN vom 6. Juni 2016 sagt Karl Huber, Geschäftsführer der Heimat Österreich, dass nicht jede Wohnung barrierefrei sein müsste.
Diese Aussage erweckt den Eindruck, als ob es bereits so sei. Tatsächlich aber sind wir nicht nur in Salzburg Lichtjahre von einer flächendeckenden barrierefreien Ausstattung von Wohnhäusern und Wohnungen entfernt.
Auch in einem Gebäude mit zwei Geschoßen braucht es einen Aufzug. Wohnen ist ein Menschenrecht. Menschen mit dem Bedarf einer barrierefreien Wohnung haben also ebenso das Recht, im Obergeschoß zu wohnen und die Räumlichkeiten im Untergeschoß zu nutzen. Davon abgesehen, können Mieter/-innen in Obergeschoßen ebenso Freunde/-innen haben, die auf Barrierefreiheit angewiesen sind.
Es grenzt an Blasphemie zu behaupten, dass Wohnen durch Verzicht auf Barrierefreiheit günstiger wäre, und ist zudem diskriminierend. Ich verweise auf die Bundesverfassung und das Behindertengleichstellungsgesetz.
In gleicher Weise ist es kurzfristiges Denken, Wohnungen ohne (anpassbare) Barrierefreiheit zu bauen. Österreicher sind ein sesshaftes Volk und aus ehemaligen Siedlungen für junge Menschen mit Kindern, die angeblich keine Barrierefreiheit benötigen, werden über die Jahre Siedlungen mit Menschen, die aufgrund ihres Alters Barrierefreiheit benötigen. Und gerade dann im Krankheitsfall eine barrierefreie Wohnung suchen zu müssen ist eine Unzumutbarkeit und zusätzliche Belastung. Nachträglich hergestellte Barrierefreiheit kostet nicht nur ein Vielfaches mehr, die Kosten dafür müssen zumeist auch von den Betroffenen selbst getragen werden.
Barrierefreiheit aber bedeutet nicht nur die Rampe vor der Tür und den Aufzug im Haus. Es benötigt ebenso entsprechend große Bewegungsflächen im Haus und in den Wohnungen sowie bodenebene Duschen. Fakt ist, dass Menschen, die aufgrund Erkrankung oder Behinderung plötzlich eine barrierefreie Wohnung benötigen, vor einem Dilemma stehen.
Von Barrierefreiheit profitieren alle. Für die einen ist es eine Notwendigkeit, zirka 20% (!) der Bevölkerung, für die anderen ist es eine massive Erleichterung des Alltags (ich verweise auf den vielfach zitierten demografischen Wandel) und für den Rest ist es Komfort. Mag. (FH) Monika E. Schmerold,