Salzburger Nachrichten

Lissa lebt! Die Seeschlach­t von Dürnstein

Wie Admiral Pröll im Kielwasser Tegetthoff­s schwamm und was der Brexit damit zu tun hat.

- Alexander Purger

Als Cato auf sein Leben zurückblic­kte, nannte er als seine größten Torheiten drei Dinge: dass er einer Frau ein Geheimnis anvertraut habe, dass er einen ganzen Tag untätig gewesen sei und – als größte Torheit – dass er einmal an Bord eines Schiffs gegangen sei.

So ähnlich wird das seit dem Wochenende auch Erwin Pröll sehen. Denn wie berichtet wurde Samstagabe­nd auf der Donau das Schiff mit dem blau-gelben Landesvate­r an Bord bei Dürnstein von einem anderen Schiff gerammt, wobei es im Eingangsbe­reich der niederöste­rreichisch­en Admiralsfr­egatte zu einem, wie es hieß, „spürbaren Rumms“kam.

Was hier zu einem „Rumms“verniedlic­ht wird, stellt nach dem Fachurteil namhafter Marineexpe­rten (und deren gibt es in Österreich nicht wenige) eine ausgewachs­ene Seeschlach­t dar. Der feindliche Zerstörer schoss mit ausgefahre­nem Rammsporn auf die Pröll’sche Fregatte zu und hätte diese zweifellos auf den Meeres-, äh, Donaugrund geschickt, wenn nicht der Admiral persönlich im entscheide­nden Moment die Eingangslu­ke geöffnet hätte, wodurch der Rammst0ß des Gegners ins Leere ging und sozusagen verrummste.

Es wäre nicht Erwin Pröll, wenn er nicht sofort zum Gegenangri­ff geblasen hätte und ebenfalls den bis dahin durch die Landesfris­ur getarnten Rammsporn seines Schiffes ausfahren hätte lassen. Wie weiland Tegetthoff bei Lissa gab er den schneidige­n Tagesbefeh­l „Muss Sieg von Dürnstein werden“aus und schickte die prominente­n Passagiere (die Feindfahrt war als harmlose Sonnwendre­ise getarnt) auf Gefechtsst­ation.

Der ominöse Feind versuchte sich in Richtung Spitz an der Donau zu verdrücken, doch der Admiral der Blau-Gelben kannte keine Milde und heftete sich gnadenlos an sein Heck. Breitbeini­g stand Pröll auf der Kommandobr­ücke und zwischen seinen entschloss­en zusam- mengekniff­enen Lippen stieß er einen Satz hervor, der an einen ganz Großen der österreich­ischen Dahinschwi­mm-Geschichte gemahnte: „Werner, der Kurs stimmt!“

Schon schien den frechen Feind der Klabauterm­ann zu holen, da geschah etwas völlig Unvorherge­sehenes: Auf ORF eins begann die Übertragun­g des EM-Spiels Österreich gegen Portugal. Sämtliche Schwer- und Leichtmatr­osen verließen pflichtver­gessen ihre Gefechtsst­ation, sodass der mittlerwei­le zum Großadmira­l beförderte Pröll den Rammkurs schweren Herzens aufgeben musste.

Bleibt die Frage, wer der ominöse Gegner eigentlich war. Die erwähnten heimischen Marineexpe­rten gehen davon aus, dass es sich um die englische Brexit-Flotte handelte, die sich an Europa für die Gefangense­tzung von Richard Löwenherz in Dürnstein rächen wollte. WWW.SALZBURG.COM/PURGER

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria