An den Börsen verpufft die Angst vor dem Brexit
Anleger fassen wieder Mut, nachdem die Gegner eines britischen EU-Austritts in den jüngsten Umfragen leicht voran liegen.
Zwei Tage vor der Abstimmung über Großbritanniens Verbleib in der EU überwiegt bei Anlegern die Zuversicht, dass die Briten mehrheitlich Nein zum Brexit sagen. Jüngste Umfragen, wonach die Brexit-Gegner vorn liegen, verhalfen den Börsen in Fernost und Europa zu Kursgewinnen.
In Frankfurt lag der DAX am Montag um mehr als drei Prozent im Plus und näherte sich der 10.000-Punkte-Marke, in London legte der Leitindex FTSE100 um 2,5 Prozent zu. Für den Marktstrategen Heino Ruland vom Brokerhaus ICF handelt es sich dabei um eine „Erleichterungsrallye“, die Finanzmärkte hingen mittlerweile „ausschließlich an den Brexit-Umfragen“. Da sich unverändert aber ein knappes Ergebnis abzeichnet, erwarten Marktteilnehmer bis zur Abstimmung am Donnerstag weiter kräftige Kursausschläge.
Auch auf dem Devisenmarkt war die Entspannung zu spüren. Der Euro verteuerte sich zeitweise um einen Cent und erreichte mit 1,1382 Dollar den höchsten Stand seit elf Tagen. Die britische Währung, die zuletzt stark unter Druck gestanden war, legte kräftig zu. Das Pfund Sterling gewann drei Cent auf 1,4671 Dollar. Es war der größte Kurssprung seit fast eineinhalb Jahren.
„Offensichtlich verfestigen sich die Wetten auf einen Verbleib der Briten in der EU“, kommentiert Investmentanalyst Clemens Bund- schuh von der LBBW. Buchmacher taxierten die Wahrscheinlichkeit eines Verbleibs Großbritanniens in der EU dem Wettanbieter Betfair zufolge auf 75 Prozent, um zehn Prozentpunkte mehr als am Freitag.
Die gestiegene Risikofreude der Anleger machte sich auch an den Rohstoff- und Anleihemärkten bemerkbar. Der Preis für ein Barrel Nordsee-Öl Brent übersprang die 50-Dollar-Marke (44,4 Euro), Gold verbilligte sich dagegen um über ein Prozent auf 1282 Dollar je Feinunze.
Dafür ging der Appetit auf deutsche Bundesanleihen leicht zurück. Das trieb die Rendite der zehnjährigen Papiere wieder ins Plus, konkret auf 0,05 Prozent. In der Vorwoche war die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe erstmals negativ.