Im Anflug auf das UFO: Österreichs Nationalteam gastiert im Stade de France
Es sieht aus wie ein UFO, ein unbekanntes Flugobjekt, und irgendwie gehört es auch nicht hierher in die Pariser Vorstadt Saint-Denis. Das Stade de France, das größte und mächtigste Stadion dieser EURO, ist Schauplatz von Österreichs letztem Gruppenspiel am Mittwoch gegen Island. Schon heute werden die ÖFB-Stars hier ihr Abschlusstraining absolvieren. Die ersten 15 Minuten sind öffentlich, danach will man lieber unter sich sein, sofern das in dieser riesigen Anlage überhaupt geht.
Allein schon das Hineinkommen ins Stade de France ist eine Herausforderung. Der 82.000 Zuschauer fassende Fußballtempel ist von meterhohen Gittern umzäunt, ins Stadion gelangt man durch Schleusen, Metalldetektoren und wenn am Ende einer der freundlichen, aber bestimmten Stuarts sein Okay gibt. Sicherheit ist das oberste Gebot, seitdem es am 13. November des vergangenen Jahres während des Länderspiels zwischen Frankreich und Deutschland vor dem Stade de France zu einem Terroranschlag kam. Genau hier, im symbolischen Energiezentrum dieser Europameisterschaft, wo das Auftaktspiel mit Frankreich stattgefunden hat und am 10. Juli auch das Finale über die Bühne gehen wird. Glücklich ist mit dem Nationalstadion dennoch niemand: weder die Sicherheitskräfte, die das 17 Hektar große Areal kaum zur Gänze bewachen können, noch die Einwohner von Saint-Denis, wo Themen wie Armut und Gewalt präsenter sind als die glitzernde Fußballwelt. Dabei war das Stadionprojekt an sich ein vorbildliches. Als sich Frankreich im Vorfeld der WM 1998 zum Bau eines neuen Nationalstadions verpflichtete, war eines der Hauptziele, das lange Zeit vernachlässigte Industriegebiet Plaine Saint-Denis neu zu entwickeln. Das Stade de France sollte dabei als attraktiver Blickfang für das neue Stadtviertel mit durchmischten Wohn- und Geschäftszonen dienen. Doch dann ging wegen unterschiedlichster politischer Interessen im Grunde alles schief. Zwar wurden in der Rekordzeit von nur zweieinhalb Jahren nicht weniger als 32.000 Tonnen Stahl und 180 Kubikmeter Beton verbaut und Frankreichs „Equipe Tricolore“holte durch einen epischen 3:0-Finalsieg über Brasilien prompt auch noch den WM-Titel, heute jedoch ist das Stadion an über 300 Tagen im Jahr praktisch ungenutzt. Wenn nicht gerade ein Spiel der EURO läuft, traben vereinzelte Jogger über das Stadionplateau. Das angrenzende Café ist schlecht besucht. Einzig der gegenüberliegende Baumarkt belebt die trostlose Gegend ein wenig. An das UFO will man sich aber auch dort nicht wirklich gewöhnen.