Bauer lässt Bienen ihren Honig
Weil ihre Obstbäume spürbar weniger Ertrag brachten, legte sich Familie Geiersberger drei Bienenstöcke zu. Was sie dadurch lernte und warum die Bienen ihren Honig behalten dürfen.
SCHEFFAU. „So, meine Lieben“, begrüßt Michael Geiersberger die Bienen, die ihr Zuhause wenige Meter von seiner Haustür entfernt in ihren Bienenstöcken unter einem Apfelbaum haben. Der Regen hat nachgelassen. Einzelne Bienen fliegen ihm entgegen, doch die meisten drängen sich noch dicht an dicht an den Eingängen. „Bei Regen fliegen sie nicht“, erzählt der Biolandwirt. Im heurigen Sommer habe es daher für die Bienen noch nicht sehr viele Möglichkeiten gegeben, Nahrung zu sammeln.
Seit Ende März sind Michael und seine Frau Elisabeth sowie seine Kinder Christina, Teresa und Thomas stolze Bienenbesitzer. „Wir haben drei Bienenstöcke von einem Imker bei uns in der Nähe gekauft. Daraus sind mittlerweile fünf Schwärme entstanden.“Drei Schwärme sammelten in der Nähe des Hofes, auf Bäumen und Ästen in Augenhöhe. „Die wollten dableiben“, erzählt Michael Geiersberger und lächelt. Für sie hat er zwei alte Eichenfässer und einen hohlen Eschenbaum zu Bienenstöcken umfunktioniert. Die anderen beiden Schwärme hätten sich selbst ein neues Zuhause gesucht – „wahrscheinlich im Wald“.
Das Schwärmenlassen ist Teil der Philosophie, wie auf dem Etzengut im Scheffauer Ortsteil Wallingwinkl die Bienenhaltung gelebt wird. „Uns geht es darum, die Bienen zu schützen und zu stärken. Denn ohne Bienen hat der Mensch keine Chance“, erklärt Elisabeth Geiersberger.
Drei Jahre zuvor seien die letzten Bienenstöcke in der Umgebung verschwunden: „Das haben wir beim Ertrag unserer Obstbäume gespürt.“Doch mit der konventionellen Bienenzucht habe man sich nicht anfreunden können. Durch die Recherche im Internet sind die Scheffauer auf den Grazer Verein Bienenschutzgarten gestoßen. „In der Steiermark sind die Bienen noch viel gefährdeter als bei uns, weil es mehr Monokulturen gibt und die Obstbäume so stark gespritzt werden.“Da sei die Biene im Tennengau besser dran, wo es noch viele Steilflächen gebe, die nur ein Mal pro Jahr gemäht werden, und die Blumen lange Zeit blühen.
Auf den ersten Blick verblüffend ist, dass Familie Geiersberger ihren Bienen den gesamten Honig lässt. „Uns geht es nicht darum, Honig zu ernten. Die Bienen sollen sich im Winter davon ernähren“, erklärt Michael Geiersberger. Wenn man den Bienen den Honig wegnehme, müsse man ihnen Zuckerwasser füttern. „Honig hat mehr als 250 Inhaltsstoffe. Wenn die Brut damit großgezogen wird, ist sie widerstandsfähiger gegen Schädlinge“, erklärt er.
Michael Geiersberger schätzt vor allem die positive Auswirkung der Bienen auf seinen Alltag: „Du wirst viel ruhiger mit Bienen. Denn wenn du dich mit Stress und Hektik näherst, merken sie das und stechen dich.“