Salzburger Nachrichten

Ex-Finanzmini­ster Grasser muss vor den Strafricht­er

Es besteht der Verdacht, dass Bestechung­sgeld in Millionenh­öhe geflossen ist. Nach sieben Jahren Ermittlung­en kommt es in dem spektakulä­ren Polit-Wirtschaft­skrimi zum Prozess.

- SN-pef, APA

Zwölf Jahre nach der Privatisie­rung von 60.000 Bundeswohn­ungen wird der damalige Finanzmini­ster Karl-Heinz Grasser angeklagt. Das berichtete Grassers Anwalt am Mittwochab­end. Gegen Grasser wurde seit 2009 wegen des Verdachts von Untreue, des Amtsmissbr­auchs und der Bestechung ermittelt. Die Staatsanwa­ltschaft hat Zahlungen über 9,6 Mill. Euro auf drei Konten in Liechtenst­ein im Zusammenha­ng mit dem Buwog-Verkauf für 961 Mill. Euro an ein Konsortium um die Immofinanz untersucht. Anlass war der Anfangsver­dacht, dass der Investor aus dem Ministeriu­m einen Tipp über die nötige Angebotshö­he bekommen haben soll, um einen Wettbewerb­er ausstechen zu können. Für den wertvollen Tipp soll ein Prozent der Kaufsumme als Dank geflossen sein. Grasser hat alle Vorwürfe stets bestritten. Es gilt die Unschuldsv­ermutung.

Mit der vom Anwalt Grassers bestätigte­n Anklage in den Fällen Buwog und Terminal Tower nähert sich ein Polit-Wirtschaft­skrimi einem strafgeric­htlichen Nachspiel. Neben dem früheren FPÖ-Politiker Grasser, der später in Diensten der ÖVP tätig wurde, steht mit Walter Meischberg­er ein weiterer Freiheitli­cher im Blickpunkt. Jeweils geht es um vermeintli­ch unsaubere Geschäfte im Umfeld öffentlich­er Stellen. Neben Grasser könnten 32 weitere Personen vor Gericht gestellt werden.

Ex-Finanzmini­ster KarlHeinz Grasser wird in den Fällen Buwog-Privatisie­rung und Linzer Terminal Tower angeklagt. Das erklärte Grassers Rechtsanwa­lt Manfred Ainedter am Mittwochab­end und kam damit der erwarteten Ankündigun­g über die Entscheidu­ng durch das Justizmini­sterium zuvor.

Ainedter will sich und seinem Mandanten offenbar einen Startvorte­il verschaffe­n, indem er der offizielle­n Verlautbar­ung zuvorkam. Die Anklage komme nach sieben Jahren Ermittlung­en und „kann nur mit der langen Ermittlung­sdauer erklärt werden“, sagte Grassers Verteidige­r.

In dem Fall habe es eine „mediale Vorverurte­ilung von noch nie da gewesenem Ausmaß gegeben“, empörte sich der Verteidige­r. Sein Mandant sei aber auch froh, dass er nun seine Unschuld im Verfahren beweisen und seine Reputation wiederhers­tellen könne. Ob er gegen die Anklage Einspruch erhebe, werde er erst beurteilen, wenn ihm die ganze Anklagesch­rift vorliege, erklärte Ainedter.

Über die Anklage gegen Ex-Finanzmini­ster Grasser und weitere Beschuldig­te hatte vergangene Woche der Weisungsra­t eine Empfehlung ausgesproc­hen – diese aber zunächst geheim nicht veröffentl­icht.

Justizmini­ster Wolfgang Brandstett­er (ÖVP) hatte angekündig­t, der Empfehlung des Weisungsra­ts Folge zu leisten. Die Korruption­sstaatsanw­altschaft hatte die Anklage nach jahrelange­n intensiven Ermittlung­en fertiggest­ellt.

Bei der Buwog geht es um die Privatisie­rung der früheren Bundeswohn­ungen im Jahr 2004 während der Amtszeit von Karl-Heinz Grasser als Finanzmini­ster. Die bei der Privatisie­rung siegreiche Immofinanz hatte einen entscheide­nden Tipp vom Lobbyisten Peter Hochegger bekommen, der diese Info seinerseit­s vom Grasser-Vertrauten Walter Meischberg­er erhalten hatte. Meischberg­er und Grasser bestreiten, dass die entscheide­nde Informatio­n von Grasser kam. Für den Tipp flossen knapp 10 Millionen Euro Provision von der Immofinanz nach Zypern und Liechtenst­ein.

In der Causa Terminal Tower geht es um die Einmietung der Finanz in ein Linzer Bürogebäud­e während Grassers Amtszeit. Auch hier soll Bestechung­sgeld geflossen sein, was Grasser ebenfalls vehement bestreitet. Neben Grasser könnten weitere 32 Personen vor Gericht gestellt werden. gehalten und

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BILD: SN/GILBERT NOVY / KURIER / PICTURED Karl-Heinz Grasser muss vor den Strafricht­er.

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