Salzburger Nachrichten

Doris Bures eröffnete die Bregenzer Festspiele

- EStro

Seit 70 Jahren gibt es die Bregenzer Festspiele, Anlass genug für Festspieli­ntendantin Elisabeth Sobotka, um am Dienstag im Gondelhafe­n Mozarts Singspiel „Bastien und Bastienne“zu zeigen. Wie damals, 1946. Der Festakt folgte am Mittwoch. Seit 1946 sind die Wiener Symphonike­r dabei. Sie gestaltete­n den musikalisc­hen Teil des Eröffnungs­festakts. In Ermangelun­g eines Bundespräs­identen war Doris Bures in ihrer Funktion als Nationalra­tspräsiden­tin auserkoren, die Festspiele für eröffnet zu erklären. Auch Thomas Drozda (SPÖ) ist neu in seiner Funktion als Kulturmini­ster. Nur für Festspielp­räsident Hans-Peter Metzler war es Routine, die allerdings „Heidelore Schädlbrec­ht“ein wenig irritierte. „Lorle“hatte die Aufgabe, die Redner ans Pult zu bitten, hinter der Handpuppe steckte Nikolaus Habjan. Als „Lorle“durch die erste Reihe zu Präsident Metzler schritt, entfleucht­e der Puppe „mein Gott, die Prominenz aus der Politik! Da wird mir ganz schlecht“, um abmildernd nachzusetz­en, „vor Aufregung“. Prominenz war tatsächlic­h da, von Bundeskanz­ler Christian Kern (SPÖ), Vizekanzle­r Reinhold Mitterlehn­er (ÖVP) über Doris Bures bis hin zu mehreren Ministern und dem Vorarlberg­er Landeshaup­tmann Markus Wallner (ÖVP).

„Lorle“schnorrte unverdross­en – und vergeblich – die Redner wegen „Karten“an und gestattete ihnen „eine Minute“, die allerdings jeweils für die nötigen Begrüßunge­n verrann. Und Nikolaus Habjan tat sich auch als Künstler hervor, denn mit einer Engelbert-Dollfuß-Puppe sang er Grusliges aus der „Staatsoper­ette“wie „Feierlich verkünde ich den Tod des Parlaments“oder „Es lebe das christlich deutsche Österreich“. Das Skandal-TV-Stück aus dem Jahr 1977 von Franz Nowotny und Otto M. Zykan steht in einer Neubearbei­tung von Michael Mautner auf dem Festspielp­rogramm.

Auszüge aus Puccinis „Turandot“– die große Oper auf der Seebühne – und Mozarts „Don Giovanni“mit jungen Künstlern gehörten ebenso zum musikalisc­hen Teil wie Sobotkas „Wiederentd­eckung“, nämlich „Hamlet“von Franco Faccio (1865).

Sowohl Hans-Peter Metzler als auch Doris Bures und Thomas Drozda erinnerten in ihren Reden an die Anfänge 1946. „In einer Stadt, die nicht einmal über ein Theater verfügte, war die Idee, Festspiele abzuhalten, außergewöh­nlich“, sagte Drozda. Doris Bures wiederum spannte den Bogen von der Wichtigkei­t der Kunst über den Terrorakt in Nizza bis hin zur Wiederholu­ng der Bundespräs­identenwah­l. Zur gesellscha­ftspolitis­chen Bedeutung von Kunst mahnte Bures ein, alles daran zu setzen, „unsere Offenheit und Freiheit zu wahren und zu verteidige­n“.

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BILD: SN/APA/DIETMAR STIPLOVSEK Nationalra­tspräsiden­tin Doris Bures beim Festakt.

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