Lebenslang für Vierfachmord
Zwei Bluttaten beschäftigten die Justiz. Ein 23-jähriger Amerikaner tötete seine Verwandten. In Linz erhielt ein 42-Jähriger sieben Jahre Haft, weil er ein Ehepaar getötet hatte.
In Brünn wurde am Mittwoch ein 23-jähriger USAmerikaner wegen vierfachen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass er in der tschechischen Stadt im Mai 2013 seine Tante, einen Onkel und deren beide Söhne getötet hatte. Der Kalifornier lebte vorübergehend bei der Familie, als er in Tschechien als Englischlehrer tätig war. Sein Motiv blieb unklar.
Richter Michal Zamecnik sagte zu dem Urteil, der Mann habe im Moment der Tat an keiner psychischen Krankheit gelitten, nur an einer Störung der Persönlichkeit. Dies bedeute aber nicht, dass er nicht zurechnungsfähig wäre. Er sei für seine Taten verantwortlich, sagte der Richter unter Berufung auf Expertengutachten.
Der Angeklagte stritt die Tat ab. Laut Polizei wurden an seiner Hose aber Blutspuren der Mordopfer gefunden. Außerdem soll er im Lauf einer Taxifahrt vom Tatort nach Österreich folgendes SMS an seine Freundin geschickt haben: „Ich habe vier Menschen getötet und bin unterwegs nach Wien.“
Nach der Tat hatte der junge Mann das Haus der Familie in Brand gesetzt. Er floh nach Wien-Schwechat, von wo er mit einer AUA-Maschine in die USA flog. Die tschechische Polizei alarmierte ihre österreichischen und amerikanischen Kollegen. Die Crew hatte die Anweisung, jeden Eindruck zu vermeiden, dass der als extrem gefährlich eingeschätzte Passagier als mutmaßlicher Vierfachmörder erkannt worden sei. Der Amerikaner wurde sofort nach der Landung in Washington verhaftet. Im August 2015 lieferten die US-Behörden den Mann an die tschechische Justiz aus.
Ein Urteil fiel in der Nacht auf Mittwoch auch in Linz im Prozess um einen 42-Jährigen, der im Februar in Leonding (Bezirk Linz-Land) ein Nachbarehepaar mit einer Eisenstange erstochen hatte. Der Mann wurde zu sieben Jahren Haft verurteilt. Die Geschworenen entschieden sich einstimmig für Totschlag. Richterin Petra Oberhuber wertete die Unbescholtenheit und das Geständnis des Mannes als strafmildernd. Erschwerend sah sie die Brutalität der Tat. Der Strafrahmen liegt zwischen fünf und zehn Jahren. Das Urteil ist nicht rechtskräftig, Staatsanwalt und Verteidiger nahmen sich Bedenkzeit.
Der Tat war ein jahrelanger Nachbarschaftsstreit vorausgegangen. Mitte Februar traf der Angeklagte das Ehepaar zufällig auf der Straße, ging auf den 74-Jährigen und seine Frau (72) los. Er holte dann von einer nahe gelegenen Baustelle eine Eisenstange und stach zu. Das Ehepaar starb im Spital. Verteidiger Andreas Mauhart sprach von Totschlag. Staatsanwalt Reinhard Steiner plädierte auf Mord.