Melzer krönt Comeback mit Sensation in Kitz
Dominic Thiem sorgte für ein volles Stadion beim Tennis-Klassiker, Jürgen Melzer nutzte die Gunst der Stunde und eliminierte den Jungstar.
Wenn es ein Beispiel dafür gibt, wie schnelllebig Sport nur sein kann, dann hat ein Tennismatch am Mittwoch den besten Beweis geliefert. Jungstar Dominic Thiem hat dafür gesorgt, dass das Stadion in Kitzbühel erstmals seit der Ära Thomas Muster wieder ausverkauft war. Und getragen von eben dieser Euphorie hat der um 13 Jahre ältere Jürgen Melzer im Duell der Generationen sein starkes Comeback mit einer Sensation gekrönt. Die Emotionen danach hätten unterschiedlicher nicht sein können.
In Zahlen: Knapp 6000 Zuschauer sahen ein 6:3, 7:5 für Melzer, der als Draufgabe damit sogar ein Bruder-Duell mit dem „kleinen“Gerald im Viertelfinale perfekt machte. „Besser kann man die Geschichte nicht schreiben“, brachte es Melzer auf den Punkt. „Ich habe an meine Mini-Chance geglaubt und sie mit einer fast perfekten Leistung genutzt“, strahlte Melzer, der nach seiner Schulter-Operation sein erstes ATP-Turnier seit September spielt. „Ich will das nach zehn schwierigen Monaten jetzt einfach nur genießen.“
Mit Alles-oder-Nichts-Tennis hat der 35-Jährige die Nummer neun der Welt in die Schranken gewiesen. Thiem war die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben, gratulierte aber sportlich fair: „Hochachtung vor Jürgen. Er hat sehr gut gespielt und verdient gewonnen. Bei mir war Sand im Getriebe und dann kommt so ein Ergebnis heraus.“Er fühle sich körperlich nicht topfit und müsse das nun abklären. Dass die Fans wegen Thiem gekommen sind, da waren sich beide einig. „Für mich ist es bitter, aber ich war nicht das letzte Mal hier und werde meine Chancen noch bekommen.“Wer am Mittwoch am Turniergelände des Kitzbüheler Tennisclubs unterwegs war, der fühlte sich angesichts des Zuschauerandrangs sogar ein wenig an das Hahnenkamm-Wochenende erinnert. „Ausverkauft“, hieß es noch vor dem ersten Spiel eines Österreichers. Auf dieser Welle der Euphorie durfte Gerald Melzer seinen bisher größten Erfolg feiern.
Der 26-jährige Niederösterreicher besiegte den Spanier Daniel Gimeno Traver 6:3, 6:1, steht damit zum zweiten Mal in seiner Karriere in einem ATP-Viertelfinale und zählt erstmals zu den 100 besten Tennisspielern. „Dass mir das daheim vor vollem Haus gelingt, ist ein Traum“, sagt der „kleine“Melzer, der am Tag davor von Krämpfen geplagt nur zwei Punkte vor dem Erstrunden-Aus gestanden war. So darf sich Kitzbühel heute, Donnerstag (3. Match nach 11.30 Uhr/live ORF Sport+), auf ein Bruder-Duell und am Freitag auf einen rot-weißroten Halbfinalisten freuen.