„Ich hörte das Durchladen der Pistole“
Mit der Befragung der Opfer wurde der Prozess gegen Jugendliche wegen dreier Überfälle fortgesetzt.
In unterschiedlicher Zusammensetzung hatten fünf Burschen, 16 bis 19 Jahre alt, im Jänner und März zwei Raubüberfälle auf Taxifahrer sowie einen Überfall auf eine Tankstelle verübt. Geplant war noch ein weiterer Tankshop-Raub: Wegen hoher Polizeipräsenz auf der Straße war den Tätern in diesem Fall die Tatbegehung aber zu riskant.
Nachdem sich die Angeklagten – zwei Österreicher, zwei Bosnier und ein Rumäne – zu Prozessbeginn am Dienstag weitgehend geständig gezeigt hatten, waren am Mittwoch die Opfer am Wort. Etwa jener 53-jährige nun ehemalige Taxifahrer, dem drei der Burschen – mit 16 und 17 die Jüngsten des Quintetts – am 31. Jänner gegen fünf Uhr früh auf brutale Art 500 Euro Bargeld geraubt hatten. Laut Anklage bestellte das Trio damals in Salzburg-Schallmoos ein Taxi. Die Burschen stiegen beim 53-Jährigen, der damals geringfügig als Taxler arbeitete, ein. Auf der Fahrt sagte einer der Jugendlichen, der Fahrer solle stehen bleiben. Gleichzeitig forderte der Bursch, der direkt hinter dem Taxler saß, Geld und drückte dem 53-Jährigen eine Schreckschusspistole an den Hinterkopf.
„Ich hörte das Durchladen der Waffe und habe sie gespürt. Mein erster Gedanke war: ,So, jetzt kommt eine Kugel‘“, schilderte das Opfer gegenüber dem Schöffensenat (Vorsitz: Richter Christian Ureutz). Das Opfer gab den Tätern seine Geldtasche mit 500 Euro – danach flüchtete das Trio.
Der 53-Jährige sagte, er habe „wegen des Vorfalls als Wochenend-Taxler aufgehört“: Er habe dann lange nicht mehr schlafen können: „Ich hörte ständig dieses Geräusch vom Durchladen der Waffe.“Opferanwalt Stefan Rieder forderte für den 53-Jährigen 5500 Euro Teilschmerzensgeld.
Ebenfalls am 31. Jänner, am späten Abend, überfiel dasselbe Trio dann mit einem weiteren Angeklagten – einem Rumänen (18) – eine Tankstelle in Neumarkt. Das bewaffnete und maskierte Quartett raubte 680 Euro aus der Kassenlade des Tankstellenshops, nachdem die Shop-Angestellte mit einer Pistole bedroht worden war. Die Frau sowie auch das dritte Überfallopfer, ein 57-jähriger Taxifahrer, werden ebenfalls von Opferanwalt Rieder vertreten. Den 57-Jährigen hatten zwei der Angeklagten – ein Bosnier (17) und ein Österreicher (19) – am 5. März nachts in SalzburgMaxglan geschlagen und in den Kofferraum seines Taxis gesperrt. Dann fuhr das Duo mit dem Taxi nach Bischofshofen, wo es den 57-Jährigen beraubte und aus dem Kofferraum warf. Laut Rieder erlitt der 57-Jährige sechs Wochen nach der Tat eine Hirnblutung (Subduralhämatom) und musste operiert werden. Die Blutung ist Rieder zufolge „tatkausal gewesen – wegen der damaligen Schläge gegen den Kopf“. Rechtsanwalt Franz Essl, Verteidiger des 19-jährigen Österreichers, wies dies energisch zurück.
Der Prozess wurde auf den 21. Oktober vertagt. Das Gericht lässt zur Frage, ob Attacken beim Raub tatsächlich tatkausal für die Hirnblutung sind, ein neurochirurgisches Gutachten einholen.