Jedermann und das Mahl aus Abgelaufenem
Auf der „Jedermann“-Bühne biegt sich die Tafel. Delikates, das seine Mindesthaltbarkeit erreichte, kredenzt ein Salzburger nun den Darstellern.
SALZBURG-STADT. Dafür, dass Jedermann, Tod und Teufel gemeinsam und einträchtig abendessen, ist Herwig Mikutta verantwortlich. Der Geschäftsführer des Salzburger Agrar Marketing versammelt sie und den „armen Nachbarn“am Sonntag um einen Tisch. Oder zumindest die Darsteller Cornelius Obonya, Christoph Franken, Peter Lohmeyer und Johannes Silberschneider.
Dafür, dass auf dem gedeckten Tisch in der Alten Residenz ein edles Menü auf sie wartet, ist Haubenkoch Andreas Döllerer aus Golling verantwortlich. Er steht kommenden Sonntag vor einer Herausforderung: Einen Teil des Menüs kocht er aus Lebensmitteln, die abgelaufen sind.
An der Tafel in der Residenz sind Plätze frei. Wer beim „Jeder- mann Waste Dinner“dabei sein möchte, entrichtet eine Mindestspende von 250 Euro für Haubenmenü samt Getränken. Der Erlös kommt dem Ernährungsprojekt „Mobile Kinderküche“zugute. Dort lernen die Kleinen früh den schlauen und achtsamen Umgang mit Lebensmitteln.
Für den Ohrenschmaus beim Speisen sorgen acht von elf Musikern aus dem „Jedermann“-Ensemble. Sie sind Sonntag ab 18.30 Uhr ebenso dabei wie Schauspielerin Barbara De Koy und Agrarlandesrat Josef Schwaiger.
Hintergrund der außergewöhnlichen Mahlzeit: Zehn Prozent des Hausmülls in Salzburg wären genießbar. Dennoch verschwinden 18 Kilogramm Essbares – etwa 300 Euro – pro Haushalt und Jahr im Abfall. Für Mikutta ein Grund, Zeichen zu setzen. „Selbst wenn das Mindesthaltbarkeitsdatum erreicht ist, macht es an diesem Tag nicht Klick und die Sachen verderben“, erklärt er. Vieles sei lang über das aufgedruckte Datum verwertbar.
In dieselbe Kerbe schlägt Andreas Döllerer. Warum er sich beim „Jedermann Waste Dinner“einsetzt? „Das ist eine Frage des Respekts den Produkten gegenüber und ein Problem der Einstellung, wenn jemand Lebensmittel wegwirft“, sagt er. Ihm blute das Herz, wenn er an Samstagabenden in Geschäften Brot in Kübeln verschwinden sehe.
Ein Vorabblick auf die Karte: Frischen Fisch bekommt Döllerer aus dem Bluntautal. Zum Forellentatar etwa kredenzt er Kohlrabi und Hollerkapern. Milchkalb und Eierschwammerl folgen, dann Marillenknödel. Wer mitschmausen möchte, kann sich unter 0662/84 11 87 anmelden.