„Bin ich gut drauf, kann ich alle schlagen“
René Pranz entdeckte bereits im Vorschulalter seine Liebe für das Fechten, fand in Salzburg die zweite Heimat und jetzt neue Finanzierungswege.
SALZBURG. Die Lederhose als Kleidungsstück für besondere Anlässe lernte René Pranz schon bald nach seiner Übersiedlung nach Salzburg kennen. „In Mödling war sie ja kein Thema“, erzählt der gebürtige Wiener, den es 2007 in den Westen Österreichs verschlagen hatte. Weil Salzburg zur Fechthochburg des Landes aufgestiegen war.
Am vergangenen Wochenende fasst Pranz seine wertvollste Lederhose aus – das offizielle Kleidungsstück der österreichischen Abordnung für die Olympischen Spiele in Rio. Ein Traum ist wahr geworden. Für Peking 2008 und London 2012 war es sich noch nicht ausgegangen.
Die Anforderung im letzten Qualifikationsturnier heuer im April in Prag war hoch. Nur ein Sieg würde das Ticket für den Florettbewerb in Rio bringen. „Ich habe viel mit meinem Mentaltrainer Mario Plesser gearbeitet. Nur mit positiven Erwartungen in ein Turnier hineingehen, das bringt nichts. Man muss sich realistisch einschätzen. Was kann man erreichen? Was kann schiefgehen? Erst bei 14:14 denken anfangen, was jetzt noch passieren könnte, das ist zu spät“, so beschreibt Pranz seine Vorbereitung auf den entscheidenden Tag.
In Prag war Pranz „voll fokussiert“. Er hatte sehr starke Gegner. Nur die Spitze der Weltrangliste hat gefehlt, die war schon qualifiziert. Das entscheidende Gefecht gegen den Türken Mario Minuto gewann er 15:14. Nur zwei andere Europäer hatten es noch geschafft, über das Einzel nach Rio zu kommen. Alle anderen qualifizierten sich mit ihren Mannschaften. Aber Österreich besitzt seit dem Rückzug des dreifachen Olympiateilnehmers Roland Schlosser und der Brüder Hinterseer kein schlagkräftiges Team mehr. Von den berühmten Salzburger „MuskeStieren“blieb René mit seinen 30 Jahren als einzige Säule im internationalen Wettkampfgeschehen.
Pranz: „In Prag habe ich gespürt, dass ich alle schlagen kann, wenn ich gut drauf bin. Der Erfolg war die Bestätigung.“Mit diesem inneren Auftrieb fliegt er nach Rio, wo 35 Gegner warten. Die besten Florettfechter der Welt. Gekämpft wird im K.-o.- System. „Alles kann nach einer Minute vorbei sein, es kann auch ein Platz im Finale werden.“
Sport spielt in der Familie des René Pranz eine große Rolle. Vater Werner Pranz kickte in seiner Jugend mit Hans Krankl beim KSV Straßenbahn Wien. In den frühen Siebzigern übernahm er von seinen Eltern das Friseurgeschäft und kümmerte sich viele Jahre um Herbert Prohaskas berühmte Schneckerlfrisur. Er ist leidenschaftlicher Wasserballer. Mutter und Schwester sind in der Leichtathletik aktiv. Vater Werner fliegt nach Rio, um seinen Sohn lautstark zu unterstützen. „Fußballer werden in einem großen Stadion angefeuert. Das erleben Fechter nie. Aber auch wenn es nur wenige sind, mein Vater und eine kleine Gruppe, die ein bisschen einen Lärm machen, mich baut das richtig auf.“
Hätte die Familie nicht in Mödling ein Haus bezogen, wäre René „sicher Fußballer geworden“. So aber schaute der Knirps erstaunt in eine Turnhalle, wenn er mit seiner Mutter die Schwester von der Volksschule abholte. Da wurde gefochten! Das ließ den René nicht mehr los und wie praktisch: Mödling war damals die erste heimische Fechtadresse.
Als Salzburg den Niederösterreichern zunehmend den Rang ablief und zudem Trainer Lajos Slovenski die Südstädter verließ, knüpfte Pranz Kontakte mit der Mozartstadt und es klappte: „Ich bin sehr herzlich aufgenommen worden, habe am Anfang sogar bei der Familie von Roman Hinterseer gewohnt. Das kommt nicht oft vor, dass ein Verbandspräsident einen Sportler bei sich einziehen lässt. Später habe ich mit Moritz Hinterseer eine WG geteilt.“Moritz ist in Rio auch als Trainingspartner dabei.
Bisheriger sportlicher Höhepunkt von René Pranz: Platz zwei im Weltcupturnier von Montreal im Jahr 2010. Olympia 2016 ist sein letztes großes Ziel. Im vergangenen Herbst endete seine Förderung als Heeressportler, er wechselte in den Status „berufliche Bildung“. Im Klartext heißt das weniger Geld. Pranz nahm zur Finanzierung seiner Vorbereitung Jobs an und ist im Internet in der Crowdfunding-Plattform präsent. Auf dieser vom heimischen Olympischen Komitee und von der Sporthilfe eingerichteten Unterstützung kann nun auch für Pranz eingezahlt werden. Motto: Mit zehn Euro bist du dabei.