Atomares U-Boot rammt Tankschiff
Spanien ist über diesen Vorfall vor Gibraltar erst mit großer Verspätung unterrichtet worden.
MADRID. Es ist das modernste Atom-U-Boot der britischen Marine. Doch auch die fortgeschrittene Technologie schützt die „HMS Ambush“offenbar nicht vor Zusammenstößen mit anderen Schiffen. Bei guter Sicht und ruhiger See stieß das mit Elektronik vollgestopfte Angriffs-U-Boot in der Meerenge von Gibraltar beim Abtauchen mit dem Rumpf eines Tankschiffs zusammen.
Stunden später gab die königliche Marine freilich Entwarnung und teilte mit: „Der Atomreaktor wurde nicht beschädigt, und es gab keine Verletzten.“Die „HMS Ambush“wurde in den Hafen der britischen Kronkolonie Gibraltar an der Südspitze der Iberischen Halbinsel geschleppt, wo die Briten eine strategisch sehr wichtige Militärbasis haben.
Auf Fotos, die im Hafen Gibraltars aufgenommen wurden, ist zu sehen, dass die Vorderseite des UBoot-Turms, in dem die Bordelektronik untergebracht ist, bei dem Crash kräftig eingedrückt wurde. An dem Tankschiff, das offensichtlich als schwimmende Tankstelle für die Handelsschifffahrt am westlichen Mittelmeerausgang unterwegs war, soll es keine größeren Schäden gegeben haben.
Angesichts der nicht geringen Schäden am U-Boot-Turm dürfte die Reparatur des Unterseeboots ein paar Wochen dauern. Die Ankunft des havarierten Atomschiffs, das 97 Meter lang und mit Torpedos und Tomahawk-Marschflugkörpern bestückt ist, sorgte in Gibraltar wie im benachbarten Spanien für beträchtliche politische Unruhe. Schon einmal hatte ein havariertes Atom-U-Boot in Gibraltar Sorgen ausgelöst. Im Jahr 2000 lag die „HMS Tireless“wegen einer schweren Panne im Atomreaktor im britischen Militärhafen in Gibraltar. Das Unterseeboot hatte ein Leck im Kühlkreislauf des Reaktors, der erst nach Monaten repariert werden konnte. Spaniens Regierung, die offenbar mit erheblicher Verspätung über den jüngsten Zwischenfall mit der „Ambush“vor der spanischen Südküste benachrichtigt wurde, forderte „angemessene Erklärungen“zum Hergang und zu den Folgen des Unfalls.
Der spanische Umweltverband Ecologistas en Acción forderte, die radioaktive Strahlung in der Bucht von Gibraltar solle kontrolliert werden. Zudem warfen die Umweltschützer der britischen Marine Fahrlässigkeit vor. In der viel befahrenen Meerenge von Gibraltar sei es U-Booten aus Sicherheitsgründen nicht erlaubt, heißt es, auf Tauchfahrt zu gehen.
Das U-Boot „HMS Ambush“der Astute-Klasse, das vor drei Jahren in Dienst gestellt worden ist, besitzt einen hochmodernen Antriebsreaktor, dessen Kernbrennstoff 25 Jahre reicht. Das Unterseeboot kann theoretisch unter Wasser rund um die Welt fahren – und zwar ohne dabei überhaupt einmal aufzutauchen.
Kritik an Briten-Marine: grobe Fahrlässigkeit