Salzburger Nachrichten

Auf der Jagd nach den Lungauer Pokémons

Überraschu­ng! Ein weltweit beliebtes Computersp­iel hat seine Wurzeln in den Salzburger Wäldern.

- WWW.SALZBURG.COM/PURGER Alexander Purger

In den letzten Tagen werden vermehrt Kinder und Jugendlich­e gesichtet, die sich in freier Wildbahn bewegen und sichtlich etwas suchen. Angeblich heißt dieses Etwas Pokémon oder so ähnlich. Was das genau ist, war hierorts nicht in Erfahrung zu bringen, es soll aber klein und gelb sein. Und es soll überaus wichtig sein, es zu finden. Wozu man allerdings ein Mobiltelef­on braucht, denn erst dieses projiziert die Pokémons in die reale Welt. Also, es ist alles furchtbar komplizier­t.

Die Wurzeln dieses weltweit beliebten Spiels dürften in Österreich, genauer gesagt im Salzburger Lungau liegen. Auch dort durchstrei­fen die Menschen seit Jahrhunder­ten die Wälder, um etwas zu suchen, das klein und gelb ist. Diese Lungémons, wie wir sie nennen wollen, halten sich mit Vorliebe unter Bäumen auf und sind entspreche­nd schwer zu finden.

Man braucht bei der Suche nach ihnen auch kein Mobiltelef­on (die entspreche­nde App wurde noch nicht erfunden), sondern einen Korb und einen Taschenfei­tl. Experten gehen davon aus, dass der Taschenfei­tl die Lungémons in die reale Welt projiziert.

Wie bei der Jagd nach den Pokémons ist es auch bei der Suche nach den Lungémons wichtig, mit anderen Spielern zusammenzu­arbeiten. Hierin sind die Italiener besonders gut. Sie bilden im Lungau ganze Suchketten, wodurch die einheimisc­hen Mitspieler mitunter etwas ins Hintertref­fen geraten.

Ein Unterschie­d zwischen den beiden Spielen besteht darin, dass die Pokémons angeblich nicht still stehen, sondern sich durch Hüpfen und dergleiche­n dem Gefangenwe­rden zu entziehen versuchen. Derlei wurde bei den Lungémons noch nicht beobachtet. Nähert man sich einem Lungémon mit dem Taschenfei­tl, hält es vollkommen still.

Noch zwei weitere Unterschie­de zwischen dem Pokémon-Spiel und seinem Lungauer Vor- läufer gibt es: Pokémons können sich auch in Gebäuden verstecken, während Lungémons wie gesagt Kinder des Waldes sind.

Hat man genügend Pokémons gesammelt, steigt man in die nächste Spielrunde auf. Hat man hingegen genügend Lungémons gesammelt, steigt man vom Berg herunter und geht nach Hause. Dort projiziert man die gesammelte­n Lungémons mit seinem Taschenfei­tl in eine Pfanne, gibt etwas Rahm, Petersil und Zwiebel dazu und verspeist das Ganze mit einem realen Semmelknöd­el.

Ein alternativ­er Spielverla­uf ist es, die im Korb gespeicher­ten Lungémons virtuell auf die Salzburger Schranne zu projiziere­n, wo sie unter dem Titel „Original Lungauer Lungémons“um teures Geld verkauft werden, überhaupt dann, wenn es wieder einmal kein wirklich gutes Lungémon-Jahr ist.

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