Salzburger Nachrichten

Bayern erleidet Tage des Schreckens

Syrischer Flüchtling verletzt durch sein Selbstmord­attentat bei einem Musikfesti­val in Ansbach 15 Menschen. Der Asylantrag des Mannes ist erst in Österreich und dann in Deutschlan­d abgelehnt worden.

- SN, dpa, APA

Der Anschlag in Ansbach (15 Verletzte) hat nach bisherigen Erkenntnis­sen der bayerische­n Landesregi­erung in München einen islamistis­chen Hintergrun­d. Laut Bundesinne­nminister Thomas de Maizière aber ist weder eine Verbindung zum IS-Terror noch eine psychische Störung des Täters auszuschli­eßen. Ein 27-jähriger Flüchtling aus Syrien hatte am Sonntagabe­nd bei einem Musikfesti­val eine Bombe gezündet. Sein Asylantrag war in Österreich und in Deutschlan­d abgelehnt worden.

ANSBACH. Der erste islamistis­che Selbstmord­anschlag in Deutschlan­d ist nach bisherigen Erkenntnis­sen der bayerische­n Sicherheit­sbehörden Realität. Der Bombenansc­hlag im fränkische­n Ansbach mit 15 Verletzten hat nach bisherigen Erkenntnis­sen der Landesregi­erung in München einen solchen Hintergrun­d. Darauf deuteten die Umstände der Tat eines syrischen Flüchtling­s „schon sehr“hin, sagte Innenminis­ter Joachim Herrmann (CSU) am Montag.

Der Attentäter war laut InternetSp­rachrohr Amak der Terrormili­z IS ein „Soldat des Islamische­n Staates“. Nach Darstellun­g von Bundesinne­nminister Thomas de Maizière (CDU) ist weder eine Verbindung zum IS-Terror noch eine psychische Störung des Täters auszuschli­eßen. „Ein Bezug zum internatio­nalen Terrorismu­s des sogenannte­n Islamische­n Staates ist aus meiner Sicht ebenso wenig auszuschli­eßen wie das Vorliegen einer besonderen Labilität dieser Persönlich­keit oder eine Kombinatio­n von beidem“, sagte de Maizière in Berlin zeitgleich mit der Pressekonf­erenz Herrmanns in Nürnberg.

Nach dem Bombenansc­hlag von Ansbach bestehe der Verdacht einer Mitgliedsc­haft des Täters in der Terrormili­z „Islamische­r Staat“, erklärte später die Bundesanwa­ltschaft in Karlsruhe. Die Behörde übernahm daher die Ermittlung­en.

Er verstehe die Sorgen der Bevölkerun­g, sagte der deutsche Innenminis­ter de Maizière in Berlin. Er mahnte zugleich zur Besonnenhe­it und warnte vor einem Generalver­dacht gegen Flüchtling­e. Die ganz große Mehrheit komme nach Deutschlan­d, um hier in Frieden zu leben: „Das muss sauber getrennt werden.“

Herrmann sagte zu einem Bekennervi­deo des 27-jährigen Syrers: „Die Polizei hat bei der Auswertung der Handys, die bei dem Täter gefunden worden sind, unter anderem eine Videoaufna­hme entdeckt, in der sich der Täter klar zum islamistis­chen Kampf bekennt und auch ankündigt, dass er sich mit einem Anschlag an Deutschen rächen will.“Es sei für ihn „klar, dass es ein Anschlag mit islamistis­chem Hintergrun­d ist. Ob der Täter selbst einen unmittelba­ren Kontakt zum IS hatte, das ist noch Gegenstand der Ermittlung­en.“

Der Täter hatte am Sonntagabe­nd bei einem Musikfesti­val einen Sprengsatz gezündet und sich damit selbst getötet. Er habe die Bombe mit scharfkant­igen Metallteil­en in seinem Rucksack bei dem Fest mit etwa 2500 Besuchern zünden wollen, hieß es. Dem Mann war der Zutritt zu dem Musikfesti­val verwehrt worden, weil er keine Eintrittsk­arte hatte. Durch die Explosion am Eingang waren laut Polizei 15 Menschen verletzt worden.

Eine erste Auswertung habe auch ergeben, dass der Mann Gewaltvide­os mit islamistis­cher Ausrichtun­g und salafistis­chem Inhalt hatte, sagte Herrmann. Bei der Durchsuchu­ng seiner Asylunterk­unft sei eine Fülle von Materialie­n gefunden worden, die zum Bau weiterer Bomben geeignet gewesen wären.

Der Täter war bereits vor zwei Jahren nach Deutschlan­d gekommen. Er hatte ab Februar 2015 eine Duldung erhalten, die mehrfach verlängert wurde. Im August 2014 hatte der Syrer laut den Angaben einen Asylantrag gestellt. Im Verfahren seien Registrier­ungen in anderen EU-Staaten festgestel­lt worden: Es habe einen Antrag in Bulgarien gegeben und später in Österreich, sagte de Maizière. Bulgarien habe mitgeteilt, dass der Mann dort Flüchtling­sschutz hatte. In Deutschlan­d sei mit Bescheid vom 2. Dezember 2014 der Asylantrag des Syrers abgelehnt und die Abschiebun­g nach Bulgarien angeordnet worden.

Der Selbstmord­attentäter von Ansbach hat 2014 tatsächlic­h auch einen Asylantrag in Österreich gestellt. Wegen eines positiv beschieden­en Asylantrag­s in Bulgarien im Jahr 2013 sei dieser jedoch abgelehnt worden, sagte Innenminis­teriumsspr­echer Karl-Heinz Grundböck. Der Syrer sei nicht aus Österreich ausgewiese­n worden, weil er über ein von Bulgarien ausgestell­tes „Konvention­sreisedoku­ment“verfügte, das einen 90-tägigen Aufenthalt im Schengenra­um erlaubt.

In einem Gerichtsve­rfahren seien medizinisc­he Atteste vorgelegt worden, hieß es in Deutschlan­d, die die psychische Labilität des Syrers untermauer­t hätten.

„Große Mehrheit will hier in Frieden leben“

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 ?? BILD: SN/AP ?? Großeinsat­z der Sicherheit­skräfte in Ansbach: Ein 27-jähriger Flüchtling aus Syrien hat in der fränkische­n Stadt mit seinem Selbstmord­anschlag großen Schrecken verbreitet.
BILD: SN/AP Großeinsat­z der Sicherheit­skräfte in Ansbach: Ein 27-jähriger Flüchtling aus Syrien hat in der fränkische­n Stadt mit seinem Selbstmord­anschlag großen Schrecken verbreitet.

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