Salzburger Nachrichten

Wie wir die Angst vor Terror und Krisen abschüttel­n

Die Bluttaten und die politische­n Krisen der vergangene­n Tage führen zu diffusen Ängsten bei vielen Menschen. Ein Experte erklärt, warum Furcht für die Gesellscha­ft gefährlich ist.

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WIEN. Wer derzeit die Zeitungen durchblätt­ert, den beschleich­t ein mulmiges Gefühl. Terroransc­hläge in Nizza, in einer Kirche in Nordfrankr­eich, Bayern und Kabul. Amokläufe in München, Japan und Florida innerhalb weniger Tage. Dazu kommen politische Umbrüche in den USA, die Staatskris­e in der Türkei, die Probleme der EU. „Die Welt verändert sich, und das macht Angst“, sagt Alois Kogler, Psychother­apeut aus Graz. Er beschäftig­t sich seit Jahren mit dem Thema. „Die Menschen wollen kontrollie­rt in die Zukunft blicken“, erklärt er im SNGespräch. Alles andere führe zur Verunsiche­rung. Die Angst sei aber gerade in Krisenzeit­en ein schlechter Ratgeber. Denn die Furcht führe oft zu Zorn, Hass und Gewalt. Das sei wiederum der Nährboden für weitere Ängste. „Es ist ein Wechselspi­el, das schwer zu durchbrech­en ist“, sagt Kogler. Gegen das starke Gefühl helfen weder die Statistike­n noch die Erklärunge­n, wonach Europa – und vor allem Österreich – noch immer zu den sichersten Flecken der Erde gehört. Die Emotion ist stärker als die rationalen Gedanken. „Wir müssten gegen unseren Instinkt handeln“, sagt Kogler. „Das bedeutet nicht, dass man keine Wut wegen der Gräueltate­n haben kann.“Das sei mehr als berechtigt und für die Psychohygi­ene eines jeden Einzelnen auch wichtig. „Aber auf der politische­n Ebene sollte das keine Rolle spielen“, sagt Kogler.

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