Gemeinsam gegen Donald Trump
Michelle Obama und Bernie Sanders warben auf dem Parteitag der Demokraten vehement für Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton.
Im Wells Fargo Center schritt die First Lady im königsblauen Kleid auf die Bühne. Ein eleganter Auftritt voller Optimismus, der die Atmosphäre der bis auf den letzten Platz besetzten Arena verwandelte. Michelle Obama erinnerte sich zurück an ihre erste Rede vor acht Jahren, als die Demokraten ihren Ehemann Barack nominierten.
Sie schlug eine Brücke von der historischen Nominierung des ersten schwarzen Präsidentschaftskandidaten zur Krönung der ersten Frau. „Ich wache jeden Morgen in einem Haus auf, das von Sklaven gebaut worden ist“, sagt die auf der bettelarmen schwarzen Südseite von Chicago aufgewachsene Michelle. Was ihr Mann für das schwarze Amerika erreicht habe, verdankten die Frauen dem Einsatz Hillary Clintons. „Meine Töchter, und alle unsere Söhne und Töchter, nehmen es nun für selbstverständlich, dass eine Frau Präsident der Vereinigten Staaten werden kann.“
Obwohl die First Lady Donald Trump in den zehn Minuten nicht ein einziges Mal erwähnte, stand außer Frage, an wen sie dachte, als sie dazu mahnte, jemanden ins Weiße Haus zu schicken, „der ein gutes Vorbild für unsere Kinder ist“. Die Herausforderungen, die auf einen Präsidenten warteten, ließen sich nicht in 140 Twitter-Zeichen kondensieren. „Lasst euch nicht einreden, dass dieses Land nicht großartig ist“, rief Michelle Obama.
Die First Lady tat für Hillary an diesem Abend, was Bill Clinton vor acht Jahren für ihren Mann schaffte. Beide halfen den Demokraten, nach einer bitteren Vorwahlsaison wieder zusammenzurücken. So stand es auch auf den Schildern, die Delegierte während der Rede hochhielten: „Stronger together“– „stärker zusammen“.
„Das war ein Auftritt für die Geschichtsbücher“, sagte der Parteistratege Steve Smith über die „Glanzleistung“Michelles. Eine Rede voller Optimismus, in der sie die Spitzenkandidatin besser verkauft habe als diese sich selbst.
Vor allem schaffte es die First Lady, die angespannte Stimmung zu zerstreuen, die den Eröffnungstag der Convention bis zu diesem Zeitpunkt dominiert hatte. Für eine Weile sah es so aus, als könnten die „Krönungsfeierlichkeiten“Clintons im Protest der enttäuschten BernieSanders-Anhänger versinken.
Die am Wochenende an die Öffentlichkeit gelangten E-Mails aus der Parteiführung hatten Wunden aufgerissen. Ohne Zweifel hatten die Drahtzieher der Demokraten versucht, die Vorwahlen zugunsten Clintons zu beeinflussen. Generalsekretärin Debbie Wasserman Schultz musste zurücktreten. Ihre kommissarische Nachfolgerin Donna Brazile entschuldigte sich in aller Form bei Sanders und dessen Delegierten, die fast die Hälfte der 4300 Parteitagsteilnehmer ausmachen. Der unterlegene Herausforderer selbst versuchte die Gemüter vor dem Treffen mit einem Appell zur Geschlossenheit zu besänftigen. Vergebens. Selbst das Eröffnungsgebet ging in einem Meer an Buhrufen unter, als der Name der designierten Spitzenkandidatin fiel. Obwohl die Regie einen Redner des linken Parteiflügels nach dem anderen aufbot, löste jede Erwähnung des Namens Clinton eine solche Reaktion aus. Als der Parteitag der Kontrolle zu entgleiten drohte, forderte „Bernie“seine Fans via Textnachricht zur Mäßigung auf. Die Proteste, so Sanders, seien ein Geschenk an Donald Trump und die Privatmedien, die nichts lieber sähen als eine zerstrittene Demokratische Partei.
Was den politischen Schwergewichten der Parteilinken nicht gelang, schaffte zuerst die Satirikerin Sarah Silverman, die „Bernie“bei den Vorwahlen tatkräftig unterstützt hatte. Spontan wies sie ein paar Zwischenrufer von der Bühne aus zurecht. Das setzte den Ton für den Rest des Abends, dessen Höhepunkt der mit Spannung erwartete Auftritt von Bernie Sanders sein sollte. Bevor dieser vor die Delegierten trat, rechnete eine andere Protagonistin des linken Parteiflügels mit Trump ab. Elizabeth Warren übernahm die Rolle, die eben noch murrende Basis daran zu erinnern, worum es am Wahltag des 8. November geht. Sie porträtierte den Rechtspopulisten Trump als rassistischen Scharlatan, der nicht eine einzige Idee habe, Amerika besser zu machen: „Einer, der Studenten und Arbeiter betrogen hat, darf niemals Präsident der Vereinigten Staaten werden.“
Kurz vor 23 Uhr dann ohrenbetäubender Jubel: Drei Mal setzte der weißhaarige Führer der „politischen Revolution“an, bevor seine Stimme durch den Beifall durchdrang. Seinen Anhängern, die wie er mit der Niederlage gegen Clinton ringen, breitete er noch einmal seine gesamte Agenda aus – von der Klage über die „groteske“Ungleichheit bei der Verteilung des Wohlstands in den USA über die Forderung nach bezahlbaren Universitäten, Kindergärten und Familienzeiten bis hin zu dem Versprechen einer Strafrechtsreform, einer anderen Handelspolitik und dem Zurückdrängen des Einflusses des gro- ßen Geldes in der Politik. All dies sei in das Parteiprogramm eingeflossen, sagte „Bernie“und erinnerte damit an den politischen Erfolg seiner Bewegung: „Wir hatten noch nie so ein progressives Programm wie dieses.“Sanders forderte seine Anhänger auf, über die Person Hillary Clinton hinauszuschauen, und verband dies mit einem pragmatischen Appell. „Ich kenne sie seit 25 Jahren“, sagte Sanders über seine Konkurrentin. Im Unterschied zu Trump verstehe Hillary, was wichtig sei. „Ich bin stolz, sie zu unterstützen. Sie wird eine großartige Präsidentin sein.“
Etliche von „Bernies“Anhängern waren dennoch nicht überzeugt. Einige wenige denken darüber nach, die Kandidatin der Grünen, Jill Stein, zu unterstützen. Doch am Ende eines bewegten Tages schien die Mission geglückt zu sein: „Bernie“Rufe und „Hillary“-Rufe vermischten sich. Das Establishment der Partei und die Graswurzel-Aktivisten rücken zusammen, um Donald Trump zu schlagen.
„Hillary wird großartige Präsidentin.“