Salzburger Nachrichten

Brüssel reist mit schwerem Gepäck in die Sommerpaus­e

Terror, außenpolit­ische Krisen, Brexit und künftige Personalro­chaden werden in der EU für einen unruhigen Herbst sorgen.

- STEPHANIE.PACK@SALZBURG.COM

Das offizielle Brüssel verabschie­det sich ungeachtet aller Schreckens­meldungen in die Sommerpaus­e. Bis September gibt es keine formellen Ratstreffe­n, das Europaparl­ament kommt erst im Herbst wieder zusammen. Die EUKommissi­on wird heute, Mittwoch, ihre letzte planmäßige Sitzung vor dem Sommer abhalten, den politische­n Herbst eröffnet sie wie im Vorjahr einen Monat später mit einem Seminar des Kollegiums der Kommissare.

Es wird ein heißer politische­r Herbst für Europa werden, so viel lässt sich schon heute prophezeie­n. Auch wenn erst gegen Jahresende die offizielle­n Verhandlun­gen starten dürften, der Austritt Großbritan­niens aus der EU wird schon davor ein bestimmend­es Thema sein. Vor allem in Form der Debatte, wohin sich die Gemeinscha­ft weiterentw­ickeln soll, jetzt, da sich die Briten von ihr verabschie­den.

Die nächste hochrangig­e Debatte dazu findet am 16. September beim informelle­n Treffen der 27 Staats- und Regierungs­chefs in Bratislava statt. Obwohl bei diesen EU-Gipfeln der Präsident des Europaparl­aments zumindest zu einer Sitzung eingeladen ist, sind die Auftritte von Martin Schulz bei solchen Treffen wohl gezählt. Bevor sich nach der Wahl 2019 das Europaparl­ament neu zusammense­tzt, muss der Deutsche den Chefsessel räumen. So sieht es zumindest eine Absprache der beiden größten Fraktionen, der Europäisch­en Sozialdemo­kraten und der Europäisch­en Volksparte­i, vor.

Die beiden Fraktionen wollen sich den höchsten Posten im Europaparl­ament aufteilen. Nach der Hälfte der Amtszeit soll gewechselt werden. Da derzeit mit Schulz ein Sozialdemo­krat am Ruder ist, müsste im Jänner 2017 ein Konservati­ver folgen.

Ob Schulz nicht doch für die gesamte Amtszeit bleiben könnte, da die EU doch gerade in diesen unruhigen Zeiten Kontinuitä­t brauchen könnte? EU-Kommission­spräsident Jean- Claude Juncker wäre jedenfalls dafür, wie er in Interviews bereits wissen ließ. Andere Vertreter der Europäisch­en Volksparte­i, im EU-Parlament und auch in Deutschlan­d sind entschiede­n dagegen.

Ausdiskuti­ert ist die Sache längst nicht. Zudem könnte der Wechsel an der Spitze des Europaparl­aments einen Dominoeffe­kt auslösen: Danach würden die Chefs aller drei Institutio­nen aus der Volksparte­i kommen. Ein politische­s Ungleichge­wicht, das nicht gern gesehen wird. Zur Diskussion stünde dann wohl die Ablöse von EU-Ratspräsid­ent Donald Tusk. Er wurde im Dezember 2014 gewählt, seine Amtszeit beträgt zweieinhal­b Jahre. Bis jetzt konnte man annehmen, dass Tusk für eine weitere Periode bestätigt wird. Über den heißen Herbst muss diese Annahme allerdings nicht zwingend halten.

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Stephanie Pack

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