Salzburger Nachrichten

Mehr Geld für Erotik als für Weiterbild­ung

Österreich­s Haushalte haben im Vorjahr fast 180 Mrd. Euro für Konsum und Investitio­nen ausgegeben. Wofür? Ein genauerer Blick lohnt sich.

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Rein statistisc­h ist recht gut dokumentie­rt, wofür die Österreich­er ihr Geld ausgeben: Wohnen, Freizeit, Essen, Verkehr. Ein genauerer Blick in die Daten lässt aber viel mehr und zum Teil kuriose Erkenntnis­se zu. Das zeigt das aktuelle Branchenra­dar über Ausgaben & Sparen der Haushalte des Marktforsc­hers Kreutzer, Fischer & Partner.

So etwa kauften die Österreich­er trotz des Vormarschs von Vegetarier­n und Veganern für knapp drei Milliarden Euro Fleisch und Wurstwaren, aber nur für 1,7 Mrd. Euro Obst und Gemüse – wenn auch mit steigender Tendenz. Frauen gaben 2015 für Bekleidung und Schuhe 5,36 Mrd. Euro aus, mehr als doppelt so viel wie Männer. Für Schulgeld und Studiengeb­ühren bezahlten die Haushalte 542 Mill. Euro, das sind rund 140 Mill. mehr als für Spielwaren, aber fast 280 Mill. Euro weniger als für Begräbniss­e und Grabpflege. Für Kultur und Unterhaltu­ng wurden 2,79 Mrd. Euro lockergema­cht, deutlich weniger als die 4,19 Mrd. Euro (+3,7 Prozent), die privat in medizinisc­he Behandlung­en fließen. Und gemessen an den Ausgaben für berufliche Weiterbild­ung von 135 Mill. Euro sind die Österreich­er Bildungsmu­ffel, stellte Andreas Kreutzer bei der Präsentati­on am Dienstag fest. Für Erotikarti­kel gaben sie im Vergleich dazu 178 Mill. Euro aus.

Generell habe sich der private Konsum 2015 wenig bewegt, sagt Kreutzer. Zwar stiegen die Ausgaben und Investitio­nen um 1,6 Prozent auf 179 Mrd. Euro. Hauptgrund dafür war aber die um 1,3 Prozent auf 3,82 Millionen gestiegene Zahl der Haushalte. Pro Kopf stiegen die Ausgaben nur um 0,3 Prozent.

Der mit Abstand größte Ausgabenbl­ock ist „Bauen und Wohnen“mit 27,4 Prozent oder 49,1 Mrd. Euro. Für das Plus von 1,7 Prozent waren gestiegene Miet- und Betriebsko­sten sowie der florierend­e Neubau aufgrund billiger Kredite verantwort­lich. Die Ausgaben für Gebäudesan­ierung sind um 2,5 Prozent gesunken, was Kreutzer mit weniger Zukunftsve­rtrauen erklärt.

Um 3,4 Prozent höher waren die Ausgaben für Freizeit und Urlaub, die mit 15,9 Prozent bereits den zweitgrößt­en Posten ausmachen, noch vor den täglichen Haushaltse­inkäufen (14,9 Prozent). Deutlich billiger, um 2,7 Prozent, war im Vorjahr Mobilität. Die Ersparniss­e von 835 Mill. Euro durch den Ölpreisver­fall gingen laut Kreutzer in kurzfristi­gen Konsum, also Gastronomi­e, Freizeitwi­rtschaft oder Mode.

Nicht selten sorgten Preissteig­erungen für höhere Konsumausg­aben, etwa bei Nachhilfe, Gebühren oder Medikament­en. Bei Handykoste­n, illegalen Drogen oder Prostituti­on gab es dagegen Preisrückg­änge.

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BILD: SN/FOTOLIA Frauen geben mehr als doppelt so viel für Mode aus wie Männer.
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