In Lissabon geht’s um die Wurst Eine Salzburgerin auf Würstel-Entzug macht Frankfurter in Portugal selbst.
Endlich sind die Frankfurter knackig. Dafür waren Experimente notwendig. Die Würstel schmeckten, blieben jedoch „letschad“. Im Kutter verhält sich portugiesisches Bio-Schweinefleisch als Wurstbrät eben anders als Fleisch aus Salzburg.
Diese Erfahrung hat Maria Fuchs gemacht. Die 27-jährige Bergheimerin ist keine Metzgerin. Nicht einmal Köchin. Sondern studierte Geografin. Mit ihrem Freund, Martin (33), den es schon lange nach Portugal zog, packte sie vor zweieinhalb Jahren ihre Sachen und übersiedelte auf die Iberische Halbinsel. Genauer: in die Hauptstadt Lissabon.
„Ich esse leidenschaftlich gern Würstel“, erzählt Fuchs. In Portugal war ihr dieser Genuss verwehrt. Auf Märkten und bei Metzgern fand sie maximal eine Chorizo – eine Rohwurst, in der jede Menge Paprika und Knoblauch stecken. Frankfurter? Fehlanzeige.
In ihren Koffern hatten die Salzburger nach jedem Heimatbesuch viele Würstel. Schnell kamen ihre Freunde in Lissabon auf den Geschmack und ließen sich mitversorgen. „Die müsst ihr verkaufen, so gut, wie die sind“, lautete das Urteil. „Warum nicht“, dachte sich Maria Fuchs und suchte nach einem Metzger. Die Suche gestaltete sich schwierig: Kein Fleischer traute sich über das Projekt.
Erst vor den Toren der Stadt wurde die Salzburgerin fündig. Auf einem Bauernhof bei Lissabon gab es nicht nur einen geeigneten Kutter und was man zum Räuchern braucht – sondern auch Ferkel, die auf dem Areal herumliefen. Alles bio und regional. Der Chef war für Fuchs’ Ideen offen.
Die 27-Jährige wappnete sich mit Fachwissen. Das holte sie sich von Franz Kriechbaum, der mit Produkten aus seiner Fleischerei in Lochen jeden Donnerstag auf der Schranne steht. Weitere Tipps kamen von Sepp Wengler, Metzger bei der Fleischhauerei Pommer in Seekirchen. „Die ersten neun, zehn Mal ist das Würstelmachen fürchterlich schiefgegangen. Sie wurden nicht knackig, sondern blieben letschad“, sagt Fuchs. Erst nach einigem Nachjustieren an Rezeptur und Technik kam das Knacken in die Wurst. Elf Quadratmeter ist der Stand am „Mercado de Sao Bento“groß, in dem es nun Frankfurter, Debreziner, Käsekrainer, Bratwürstel, Bratwurst und Leberkäse gibt. Immer mehr Fans zieht der Würstelstand in der Markthalle nahe dem Parlament an. Den Laden schupft die Bergheimerin allein.
Welche Unterschiede es zwischen österreichischen und portugiesischen Kunden gibt? „Portugiesen setzen sich zum Essen gerne hin“, berichtet Fuchs. Deshalb habe sie zwölf Sitzplätze und biete Teller mit Wurst und Beilagen an. Vier Euro fünfzig kostet ein Paar Frankfurter mit Semmerl oder Salzstangerl. Die macht ein benachbarter Bäcker nach ihrem Rezept.
Gerade war Fuchs in Salzburg. Und ja, auch da aß sie Würstel. Zwei Mal sogar. Diese Leidenschaft macht eben keinen Urlaub.
„Beim Wurstmachen bin ich immer selbst dabei und lerne Neues.“