Peter Brabeck-Letmathe Von Kärnten an die Spitze eines Weltkonzerns
1944 in Villach geboren, kam Peter Brabeck-Letmathe bereits 1968 zum Schweizer Lebensmittelkonzern Nestlé. Ab 1997 war er Vorstandsvorsitzender (CEO), seit 2005 ist er Präsident des Nestlé-Verwaltungsrats und bestimmt damit die strategische Ausrichtung des weltgrößten Nahrungsmittelkonzerns. 2014 gab Nestlé bekannt, dass Brabeck trotz schwerer Erkrankung seine Pflichten vollumfänglich wahrnehmen könne. Im Frühjahr 2017 tritt Brabeck mit 72 Jahren als Nestlé-Präsident zurück. SN: Wieso? Vor fünf Jahren standen die sozialen Medien am Anfang, heute geht es um das Internet der Dinge. Als ich 1996 CEO von Nestlé wurde, war Internet kein Thema. Diese Entwicklungen zwingen dazu, den gesamten Prozessablauf einer Firma stets komplett neu durchzudenken. SN: Chef des größten Lebensmittelkonzerns zu sein bringt Macht. Macht Macht süchtig? Privat liebt Peter Brabeck, wie er selbst sagt, seit seiner Kindheit die Berge. Noch als Student kaufte er mit Freunden einen klapprigen VW-Bus und fuhr nach Pakistan, um den 7700 Meter hohen Tirich Mir zu besteigen. Der Proviant wurde knapp, sie losten und Brabeck musste umkehren. Seine beiden Freunde kamen nicht mehr zurück. Daneben hat Brabeck die Fliegerei entdeckt, neben dem Flug- machte er zuletzt auch den Helikopterschein. Brabeck ist verheiratet und hat drei Kinder. Er investiert in Startups und hat eine Kaviarfarm. Auch wenn wir das größte Ernährungsunternehmen der Welt sind, erreichen wir umsatzmäßig gerade einmal einen Marktanteil von 1,5 Prozent. Wir sind also bei Weitem nicht dominierend. Und wir können nur dort agieren, wo man uns auch lässt. Wenn Fidel Castro Nestlé in Kuba nicht haben will, müssen wir gehen. Und wenn Nicolás Maduro heute in Venezuela Firmen verstaatlicht, können wir nichts dagegen tun. Ich habe noch Nestlé ist bekannt für Nespresso, KitKat und Maggi. Die Schweizer sind Weltmarktführer bei abgefülltem Wasser mit Marken wie San Pellegrino, Vittel oder Pure Life. Auch Eis (Mövenpick, HäagenDazs), Pasta (Buitoni) und Katzenfutter (Felix) kommen von Nestlé. Ab 2017 soll der bisherige FreseniusChef Ulf Schneider als CEO die Umwandlung in einen Gesundheitskonzern verstärken. Im Halbjahr konnte Nestlé den Umsatz „nur“um 3,5 Prozent steigern und lag unter dem selbst gesteckten Ziel von 5 Prozent. Gewinn: 3,77 Mrd. Euro. SN: Sie waren zuletzt durch eine schwere Krebserkrankung dem Tod nahe, hat das Ihre Prioritäten verändert? Nein. Ich hab das eher als Unfall oder Panne gesehen. Ich habe mit meinem Arzt ein Abkommen getroffen: Du kümmerst dich um meine Gesundheit, ich werde in der Zwischenzeit meine HelikopterFlugprüfung machen. Schauen wir, wer zuerst fertig ist. Letztlich habe ich die Helikopterprüfung früher geschafft. Aber jetzt habe ich beides: Meinen Helikopterschein und ich bin wieder gesund. Für mich war die Krankheit Ansporn zu tun, was ich schon lang wollte. SN: Oder war es Ablenkung? Sicher auch zum Teil, weil ich dann wieder ein anderes Ziel vor mir hatte. Wer kein Ziel mehr hat, dem fehlt die Perspektive. SN: Den Tod vor Augen hatten Sie schon mit knapp 20. Bei einer Tour mit zwei Freunden auf einen 7000er im Hindukusch wurde das Essen knapp. Es wurde gelost, Sie mussten umkehren. Die beiden anderen kamen nie zurück. Der Unfall im Hindukusch hat mich sicher mehr verändert als die jetzige Krebserkrankung. Wenn dich etwas selbst betrifft, kannst du agieren. Wenn es andere trifft, bist du machtlos. Auch bei meiner jetzigen Erkrankung war das Schlimmste, durch die Kinderkrebsstation zu gehen. Da siehst du Sechsjährige, die Krebs haben und kannst nichts tun. Den eigenen Tod merkst du selbst eh nicht mehr. Es ist der Tod anderer, der dich trifft. SN: Nestlé ist einer der Hauptsponsoren der Salzburger Festspiele. Wird sich das ändern, wenn nicht mehr ein Österreicher Nestlé-Präsident ist? Es war kein Österreicher, der dieses Sponsorship angefangen hat, sondern mein Vorgänger Helmut Maucher als Deutscher. Das ist nicht mein Engagement, sondern das der Firma. Wir haben einen Vertrag mit den Festspielen bis 2018, alles Weitere wird das neue Management entscheiden.