Nicht länger reden, einfach machen
Die Digitalisierung der Welt ist Realität. An der dafür nötigen Infrastruktur und Ausbildung mangelt es in Österreich immer noch.
Kommt Ihnen beim Wort Breitbandmilliarde schon das große Gähnen? Haben Sie in den vergangenen drei, vier Jahren gefühlte 10.000 Mal von der Breitbandstrategie der Regierung gehört oder gelesen? Und trotzdem lahmt das Mobiltelefon, wann immer man außerhalb der großen Ballungsgebiete schnell etwas im Internet nachsehen will. Was viele Menschen aus ihrem Alltag schon wissen, bestätigt nun das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) in einer Studie: Österreich liegt bei der Digitalisierung in Europa (das global auch nur Mittelmaß ist) im Mittelfeld und fällt im Vergleich zu ähnlich reichen Ländern zurück.
Der scheidende Wifo-Chef Karl Aiginger spricht vom „Fluch der gehobenen Mittelmäßigkeit“, unter dem Österreich bei der Digitalisierung ebenso leidet wie bei der Forschung oder der Energieeffizienz. Man kann es kaum besser ausdrücken. Die Mobilfunktarife in Österreich zählen zu den günstigsten in Europa, doch für eine Welt mit selbstfahrenden Autos, vollautomatisierten Industrieanlagen, Datencloud und Telechirurgie fehlen schnelle Leitungs- und Funkkapazitäten. Für die Politik war nur wichtig, dass Telefonieren und Surfen billig bleibt, nur das bringt Stimmen.
Richtig schnelle Netze, die werden schon irgendwie von selbst kommen, schien das Motto zu lauten. In den Ballungsräumen hat die Methode funktioniert, und zum Teil in einigen Bundesländern, darunter auch Salzburg. Dort haben Mobilfunkkonzerne und Internetprovider investiert, weil sich Geld mit schnellen Breitbandanschlüssen verdienen lässt. Anderorts warten alle noch auf die sagenumwobene Milliarde.
Nun soll das Geld tatsächlich fließen – scheibchenweise, weil das angespannte Budget nicht mehr erlaubt. Wichtiger als Förderungen wären aber eine Lockerung der Regulierungen für die Informationsund Kommunikationsbranche, raschere Genehmigungsverfahren – und vor allem Wissensvermittlung. Denn trotz Breitbandmilliarde ist es nicht sicher, dass Österreich rasch fit genug wird für den Wettbewerb in der digitalen Welt. Um dort halbwegs bestehen zu können, sind neue Fähigkeiten nötig, vielleicht auch ein anderes Steuersystem. Hier könnte, nein, sollte die Regierung ansetzen. In der Vergangenheit gab es vollmundige Ankündigungen und hübsche Broschüren, die medientauglich präsentiert wurden. Was an konkreten Taten folgte, war wenig bis nichts. Im Herbst sollte klar sein, ob es diesmal anders ist – oder das Mobiltelefon auf dem flachen Land weiter lahmt.