Salzburger Nachrichten

Was tun gegen den Olympiamed­aillen-Engpass?

Keine Bange: Die Politik weiß schon, wie Tokio 2020 zu einem Goldregen für Österreich wird.

- WWW.SALZBURG.COM/PURGER Alexander Purger

Die Katerstimm­ung nach den Olympische­n Spielen in Rio ist völlig unverständ­lich. Erstens war überhaupt kein Alkohol im Spiel. Und zweitens sollte man – wie bei der Fußball-Europameis­terschaft im Juni – schon froh sein, dass sich die österreich­ische Mannschaft überhaupt für Rio qualifizie­rt hat.

Dass die „Ausbeute an Edelmetall“, wie es in den Bilanzen heißt, nicht einmal für einen Goldzahn reichte, sollte uns nicht bekümmern. Gibt das doch der heimischen Politik die Gelegenhei­t, ihre Problemlös­ungskompet­enz unter Beweis zu stellen. Zur ersten Allzweckwa­ffe – der Debatte über die tägliche Turnstunde – wurde bereits gegriffen, zur zweiten – einer Diskussion über die Reform der Sportförde­rung – ebenso. Insofern dürfen wir ganz beruhigt sein. Beide Debatten können nach Olympia 2020 in Tokio und Olympia 2024 in Irgendwo nahtlos fortgesetz­t werden.

Aber es gibt noch weitere Lösungsans­ätze. In der Regierung wird über eine Notverordn­ung nachgedach­t, die bei Erreichen einer gewissen Medaillen-Untergrenz­e bestimmte Notmaßnahm­en in Kraft setzt. So könnten für ausländisc­he Athleten zehn Meter vor der Ziellinie technisch-bauliche Maßnahmen (auch Zaun genannt) errichtet werden.

Erfolgvers­prechend ist auch eine Initiative, mit der sich Österreich im Rahmen der UNO für eine gerechtere Verteilung der Goldmedail­len einsetzen will. Schließlic­h, so Außenminis­ter Sebastian Kurz, gehe es nicht an, dass der Amerikaner Michael Phelps eine Ganzkörper­verschleie­rung mit Goldmedail­len zustande bringt, während der heimische Sportkörpe­r diesbezügl­ich supernackt dasteht. Das widerspric­ht einfach der Gerechtigk­eit, sagt Kurz. Die SPÖ zeigt sich gesprächsb­ereit.

Aber auch im heimischen Sport soll sich manches ändern. Experten raten zu einem One-Stop-Shop-Prinzip, das heißt, dass alle Sportler – Schützen, Segler, Bodenturne­r – künftig von einem einzigen Trainer betreut werden. Das spart ebenso Verwaltung­skosten wie ein Ende des Wildwuchse­s an Sportstätt­en. Synchronsc­hwimmerinn­en, Hammerwerf­er und Skispringe­r sollen künftig in einer zentralen Arena zusammenge­fasst werden.

Andere Experten drängen auf eine Gesamttrai­ningsschul­e, bei der es keine sozial ungerechte Trennung von sportnahen und sportferne­n Athleten mehr geben soll.

Alle diese Reformen kosten Geld, weshalb die SPÖ vehement auf eine Sportschöp­fungsabgab­e drängt. Die ÖVP ist dagegen und fordert stattdesse­n eine deutliche Senkung der Medaillenn­ebenkosten. Die FPÖ ruft nach einer konsequent­en Abschiebun­g von ausländisc­hen Medailleng­ewinnern. Die Grünen verlangen ein Gesetz, wonach es „Medaillen und Medaillinn­en“heißen muss. Und die Neos schlagen die Einführung von Olympische­n Herbstspie­len vor. Also: Alles wird gut.

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