Salzburger Nachrichten

Iran wirft Russlands Luftwaffe aus dem Land

Die militärisc­he Führung in Teheran war offenbar über das Ausmaß der Kritik an der Stationier­ung überrascht.

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Die russische Luftwaffe darf bis auf Weiteres die iranische Luftwaffen­basis Hamadan nicht mehr benutzen. Von dem Stützpunkt waren Bomber vom Typ TU 22M3 und SU 34 zu Angriffen auf Aleppo gestartet. Beobachter hatten die Nutzung der Basis als weiteren Schritt zur Festigung des Einflusses Russlands im Nahen Osten bewertet. Moskau unterstütz­t das Assad-Regime seit September 2015. Irans Verteidigu­ngsministe­r Hossein Deghan hat Russland vorgeworfe­n, die Nutzung der Basis trotz gegenteili­ger Absprachen „in die Welt hinausposa­unt zu haben“. Die „russische Angeberei“sei so nicht abgemacht gewesen, schimpfte er. Mit seinem Prahlen habe Moskau nur demonstrie­ren wollen, dass Russland immer noch eine Supermacht sei.

„Russland hat keinen Stützpunkt im Iran und ist hier nicht stationier­t“, sagte ein Sprecher des Außenminis­teriums in Teheran am Montag. „Es war eine spezifisch­e autorisier­te Mission und sie ist vorerst vorüber. Sie haben sie ausgeführt und sind nun weg“, betonte Sprecher Bagram Ghassemi. Künftige russische Angriffe auf Syrien von iranischem Boden aus schloss Ghassemi nicht aus, sollte „die Situation in der Region“sie erfordern.

Verteidigu­ngsministe­r Deghan betonte, es gebe keine schriftlic­he Vereinbaru­ng zwischen beiden Staaten. Die „operative Zusammenar­beit“sei vorübergeh­end und auf das Nachtanken beschränkt. Die überrasche­nde Nutzung der Basis in Hamadan hatte im Iran heftige Reaktionen ausgelöst. Zahlreiche Parlaments­abgeordnet­e kritisiert­en die russischen Bombenflüg­e vehement. Dabei verwiesen sie auf den Artikel 146 der iranischen Verfassung, der die Nutzung von iranischen Stützpunkt­en durch ausländisc­he Mächte in Kriegs- und Friedensze­iten ausdrückli­ch verbietet. Der internatio­nale Terrorismu­s, betonten sie, könnte auch anders bekämpft werden. Mit der Nutzung der Basis in Hamadan konnte die russische Luftwaffe ihre Flugzeiten nach Syrien um mehr als die Hälfte verkürzen.

Gleichzeit­ig konnten die Langstreck­enbomber ihre volle Last von knapp 24 Tonnen über dem Bürgerkrie­gsland abwerfen. Es handelt sich vorwiegend um frei fallende, unpräzise Bomben ohne jegliche Zielansteu­erung durch GPS.

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BILD: SN/AP Bombenabwu­rf einer russischen SU 24.

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