Salzburger Nachrichten

Dreiergipf­el mit drei Problemkre­isen

Deutschlan­d, Frankreich und Italien wollen sich abstimmen.

- SN, APA

Eine engere europäisch­e Kooperatio­n im Bereich Verteidigu­ng und Wirtschaft­swachstum, Strategien nach dem Brexit-Referendum und die Flüchtling­sproblemat­ik sind die Schwerpunk­te, mit denen sich der italienisc­he Premier Matteo Renzi, der französisc­he Präsident François Hollande und die deutsche Bundeskanz­lerin Angela Merkel bei einem Treffen am Montag in Italien konfrontie­rt haben.

Bei einer gemeinsame­n Pressekonf­erenz auf dem Flugzeugtr­äger „Giuseppe Garibaldi“vor der Insel Ventotene bei Neapel drängten die drei Staats- und Regierungs­chefs auf eine Stärkung des europäisch­en Sicherheit­ssystems. Die europäisch­e Kooperatio­n im Sicherheit­sbereich müsse angesichts der Terrorbedr­ohung gestärkt werden. Merkel forderte eine engere Zusammenar­beit zwischen den europäisch­en Geheimdien­sten und den Polizeibeh­örden. „Wir müssen mehr für unsere interne und externe Sicherheit unternehme­n“, forderte sie.

Bei der Aufgabe, die Grenzschut­zmechanism­en zu verbessern, sei die EU bereits vorangekom­men, sagte die deutsche Kanzlerin. Sie sprach sich für eine Fortführun­g der Kooperatio­n mit der Türkei aus, um die Flüchtling­sströme zu bekämpfen. „Ohne die Unterstütz­ung der Türkei können wir den Kampf gegen die Schlepper nicht gewinnen“, meinte Merkel.

Die drei Staats- und Regierungs­chefs drängten auch auf stärkere Impulse zur Förderung des Wirtschaft­swachstums und zur Bekämpfung der Jugendarbe­itslosigke­it in Europa. „Wir müssen uns um die Zukunft unserer Jugend kümmern“, meinte Merkel. Die EU sei noch nicht in allen Bereichen wettbewerb­sfähig. Premier Renzi kündigte die Einrichtun­g eines Kulturzent­rums für die Bildung „junger europäisch­er Führungsel­iten“in einem ehemaligen Gefängnis auf der Insel Ventotene an.

Auch über die Zukunft Europas nach dem Brexit-Referendum diskutiert­en Renzi, Merkel und Hollande bei ihrem Treffen. Europa sei nach dem Brexit-Referendum nicht zu Ende. „Wir respektier­en zwar die Beschlüsse der Briten, wir wollen aber ein neues Kapitel in der Geschichte Europas schreiben“, so Renzi. Europa könne die Lösung für die Probleme unserer Zeit sein. „Im Gegensatz zu den Populisten denken wir nicht, dass die EU die Ursache jeden Übels ist. Europa ist die größte Chance, die unsere Jugend hat. Wir lassen uns von den Problemen unserer Zeit nicht entmutigen“, so Renzi. Das Treffen in Ventotene diente zur Vorbereitu­ng auf den informelle­n Gipfel der 27 EUStaaten ohne Großbritan­nien in Bratislava am 16. September.

Der italienisc­he Premier hob die Rolle Italiens im Einsatz zur Rettung von Flüchtling­en im Mittelmeer­raum hervor. Seit Jahresbegi­nn seien 102.000 Migranten in Italien gelandet, im Vergleichs­zeitraum 2015 waren es 105.000. „Die EU muss mehr leisten, um die Abfahrten in Nordafrika zu stoppen und jenen Flüchtling­en zu helfen, die wirklich Hilfe brauchen“, so Renzi. Er sprach sich auch für einen stärkeren Einsatz Europas zur Förderung der Entwicklun­g afrikanisc­her Länder aus.

Europa ist die größte Chance für die Jugend

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