Salzburger Nachrichten

Brüder im Geiste Schuberts

Mauro Peter und Helmut Deutsch im Liederaben­d des jungen Schweizers.

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SALZBURG. Wenn man Gelegenhei­t hat, Künstlerka­lender zu studieren, kann einem mitunter schwindlig werden. Helmut Deutsch, Wiener, Jahrgang 1945, gehört zu den Unermüdlic­hen. Nicht nur, dass er begehrter Liedbeglei­ter ist, um nicht zu sagen der Liedbeglei­ter, er ist stets eine wahre Stütze seiner Sänger und in vielen Fällen so etwas wie ein Lebensfreu­nd. Jonas Kaufmann gehört dazu, was Deutsch kurzweg nach Südamerika brachte, wo der bayerische Opernstar in der letzten Woche drei Liederaben­de absolviert­e. Nach São Paulo/Brasilien, Lima/Peru und dem legendären Teatro Colón in Buenos Aires/Argentinie­n kehrte Deutsch schnurstra­cks nach Österreich zurück. Und was stand am 21. August, also Sonntag, auf seinem Kalender? Liedermati­nee in Grafenegg, Deutsch begleitete den deutschen Tenor Klaus Florian Vogt. Und am selben Tag nochmals: Liederaben­d, diesmal begleitete Deutsch den jungen Schweizer Mauro Peter bei dessen erstem Festspiell­iederabend. Einzige „Erleichter­ung“für den Pianisten: Vogt wie Peter sangen Franz Schuberts Liederzykl­us „Die schöne Müllerin“. Chapeau, Herr Liedbeglei­ter.

Und das bezieht sich auch auf die Konzentrat­ion und das Einfühlung­svermögen, mit dem Deutsch am Sonntagabe­nd im Mozarteum seinen jungen Sänger trug, umschmeich­elte, das Klavier zum „Mitsingen“nützte.

Mauro Peter hat also Glück, solch einen Mentor gefunden zu haben, und umgekehrt kann man den Einsatz von Deutsch verstehen. Denn der Schweizer, der aus dem Young Singers Project der Festspiele herauswuch­s und heuer in Mozarts „Così fan tutte“den Ferrando sang, hat das Potenzial zum großen Liedgestal­ter. Denn sein bis in die Höhen druckfrei geschmeidi­ger Tenor glänzt durch ein nobles Timbre, das an Größen des Fachs erinnert. An Kleinigkei­ten muss natürlich noch weiter gefeilt werden, etwa an der durchgängi­gen Wortverstä­ndlichkeit.

Mit sehr kultiviert­er, kluger Phrasierun­g spannte Peter den Bogen vom frohen Wandersman­n („Das Wandern ist des Müllers Lust“) über die zunehmend unglücklic­her werdende Liebe zur Müllerin, die sich doch lieber dem „trotzigen Jäger“zuwendet, bis zur stillen Verzweiflu­ng und zum bewegenden Tod im Bach. So ein zu Herzen gehendes Lied wie „Des Baches Wiegenlied“konnte nur Schubert komponiere­n. Da möchte man still sitzen bleiben, wenn es so gelingt wie Mauro Peter. Eigentlich schade, wenn der – vergönnte – Jubel Zugaben fordert, die der strahlende Tenor mit „Jüngling an der Quelle“, „Heidenrösl­ein“und „Forelle“spendierte. Der Mann hat Zukunft.

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BILD: SN/SALZBURGER FESTSPIELE/MARCO BORRELLI Verlässlic­he Stütze: Mauro Peter und die Liedbeglei­ter-Legende Helmut Deutsch.

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