Salzburger Nachrichten

Stadt will Asylquarti­er stoppen

Nahe dem Hauptbahnh­of soll ein Flüchtling­squartier entstehen. An dem Standort, ohnehin ein Brennpunkt, gibt es Kritik. Die SPÖ lud Anrainer zur Diskussion. Und diese erschienen zahlreich.

- MICHAELA HESSENBERG­ER

SALZBURG-STADT. Bei Freibier und Würsteln diskutiert­en knapp 70 Anrainerin­nen und Anrainer im Stanislaus-Pacher-Heim in der Elisabeth-Vorstadt über das geplante Flüchtling­squartier nahe dem Hauptbahnh­of.

Wie viele Menschen sollen einziehen? Wie lang bleiben sie? Was bedeutet das für die Sicherheit im Stadtteil? Diese Fragen kochten Montagnach­mittag auf. Stein des Anstoßes: Im früheren Übernachtu­ngsheim der ÖBB in der Elisabeths­traße 18 sollen 80 Flüchtling­e Platz finden. Betreiben soll das Haus der Samariterb­und.

Kritik kam nicht nur von den Anrainern, sondern auch von der Politik. Der SPÖ-Klubvorsit­zende Bernhard Auinger erklärte am Podium, dass das Land Salzburg mit der Stadt vorab kein Wort über das geplante Quartier gesprochen habe. Deshalb wolle man das Projekt stoppen und Asyllandes­rätin Martina Berthold (Grüne) zu Gesprächen bewegen, bevor tatsächlic­h Entscheidu­ngen getroffen würden. Dazu habe die Stadt einen Trumpf im Ärmel. Auinger: „Für das Quartier in der Elisabeths­traße braucht das Land zuerst den Grund von der Stadt. Aber das Grundamt wird diese Genehmigun­g nicht erteilen.“Dieses Vorgehen sei mit Bürgermeis­ter Heinz Schaden abgesproch­en.

Dass ein Heim für 80 Flüchtling­e ohne Vorabinfo an einem Brennpunkt wie dem Bahnhof, „wo die Situation sowieso verschärft ist“, kontraprod­uktiv sei, sagte auch der SPÖ-Landtagsab­geordnete Tarik Mete. Selbst wenn die Stadt die Chance habe, das Projekt noch zu verhindern, sei das kein gutes Zeichen und letztlich „für das ganze Land in seinen Bemühungen schlecht“.

Auf die Aufnahme der Arbeit im neuen Flüchtling­sheim bereitet sich jedenfalls der Samariterb­und vor. Sprecher Ognjen Veličković auf die Frage einer älteren Salzburger­in, die sich um die Sicherheit ihrer Turnverein­Mitglieder sorgt: „Das beste Flüchtling­sheim ist das, das man nicht spürt.“Er betonte, dass man die Bewohner umfassend betreuen und zum gegenseiti­gen Kennenlern­en einladen werde. „Vielleicht turnen wir ja mal gemeinsam“, schlug Veličković vor.

Dieses Denken sei zu wenig, sagt etwa Konrad Poiss. Er betreibt auf der Schallmoos­er Seite des Hauptbahnh­ofs die Radboxen und einen Reparaturs­hop. Poiss berichtet Montagnach­mittag von den chaotische­n Zuständen und seinen Einbußen im Geschäft, als Tausende Migranten im Herbst des vergangene­n Jahres in Salzburg gestrandet seien. Darauf antwortete ÖBBPresses­precher René Zumtobel: „Die Bundesbahn­en haben höchstes Interesse an einem sicheren Umfeld.“

Polizeispr­echer Michael Rausch sagte den SN auf die Frage nach der aktuellen Sicherheit­slage am Hauptbahnh­of: „Wir merken, dass unsere verstärkte Präsenz rund um den Südtiroler Platz Erfolg zeigt. Seit Ende vergangene­r Woche gibt es weniger Aufgriffe bei gleicher Kontrollin­tensität.“Konkret seien am Bahnhof, dem Vorplatz und auch in der Innenstadt zwölf zusätzlich­e uniformier­te Beamte unterwegs, dazu kämen acht bis zwölf Schengenfa­hnder.

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BILD: SN/NEUMAYR/LEO Gisela Hermann und Bernhard Auinger luden in der Elisabeth-Vorstadt zur Diskussion.

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