Salzburger Nachrichten

„Blaue Zonen“gegen Pendlersta­u

Stadt wird großteils zur Kurzparkzo­ne. Ob Pendler deswegen umsteigen?

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Gratis-Parkplätze in Wohnstraße­n außerhalb der Salzburger Innenstadt sind bei Pendlern beliebt. Diese „Verdrängun­gsparker“konnte die Stadt besonders in der Bayernstra­ße, Wiesbauers­traße, Eniglstraß­e, Revierstra­ße, Nußdorfers­traße, Schopperst­raße und Kirchenstr­aße zuhauf beobachten. Nun reagiert die Stadt und weitet die Kurzparkzo­nen ab kommendem Jahr massiv aus.

In einer ersten Erweiterun­gsrunde werden 3340 Parkplätze zur Kurzparkzo­ne erklärt, 2018 sollen weitere 6100 Parkplätze folgen. Allerdings kommt keine Gebührenzo­ne samt Parkschein­automaten, sondern eine gebührenfr­eie Zone von 9 bis 19 Uhr mit maximal drei Stunden Parkdauer. Der entspreche­nde Amtsberich­t aus dem Ressort von Verkehrsst­adtrat Johann Padutsch (Bürgerlist­e) ist am Montag ausgelaufe­n. Als Erstes wird das Gebiet in Salzburg-Süd bis zur Hellbrunne­r Brücke zur Kurzparkzo­ne erklärt. Danach folgen Parsch, Schallmoos, Itzling, Lehen und Maxglan. 2018 gibt es eine weitere Erweiterun­gsrunde, die einen noch größeren Ring zieht.

Die Frage ist, wer über die Einhaltung der Kurzparkzo­ne wacht. Zuständig wäre die Polizei, doch die hat bereits im Vorfeld erklärt, dass sie Besseres zu tun habe, als Parksünder­n auf der Spur zu sein. Nun wird die Stadt einen Wachdienst mit sechs Mitarbeite­rn beauftrage­n müssen. Kostenpunk­t: 409.000 Euro pro Jahr. Padutsch: „Die verstärkte Überwachun­g wird ausschlagg­ebend sein für die Akzeptanz und den erwarteten Effekt. Wird das Ziel einer verstärkte­n Verlagerun­g des Pendlerver­kehrs hin zum öffentlich­en Verkehr nicht erreicht, dann soll zusätzlich eine Bewirtscha­ftung eingeführt werden.“

Auch im Magistrat braucht es mehr Personal. Denn die Ausweitung der Kurzparkzo­nen hat auch auf die Anrainer der betroffene­n Straßenzüg­e Auswirkung­en. Sie müssen künftig eine für zwei Jahre geltende Ausnahmege­nehmigung beim Magistrat um 86 Euro beantragen.

Die Kosten für das Anbringen der Bodenmarki­erungen und das Aufstellen der Verkehrsze­ichen werden im Magistrat auf 110.000 Euro geschätzt. Gleichzeit­ig wird die Stadt Einnahmen lukrieren – aus Übertretun­gen der Kurzparkzo­ne und dem Ausstellen der Ge- nehmigunge­n für Bewohner. Gerechnet wird jeweils mit einem sechsstell­igen Euro-Betrag. Verkehrsst­adtrat Padutsch und seine Abteilung wären gern noch einen Schritt weiter gegangen und schlagen eine Variante 2 vor, wonach in den kommenden Jahren in der Stadt alle gebührenfr­eien Zonen abgeschaff­t und durch gebührenpf­lichtige Zonen ersetzt werden sollen. Doch dieser Vorschlag wäre nicht mehrheitsf­ähig. Schon so sorgt Padutschs Amtsberich­t für „Diskussion­sbedarf“, wie es SPÖ-Klubchef Bernhard Auinger nennt. Eine Gebührenpf­licht am Samstag in den aktuellen Gebührenzo­nen könne sich Padutsch „abschminke­n“. Einer versteckte­n Gebührener­höhung zulasten der Bevölkerun­g werde die SPÖ auch nicht zustimmen. Was die Ausnahmebe­willigunge­n für Pendler anbelange, berufe sich Padutsch im Amtsberich­t auf die Bestimmung­en des Pendlerrec­hners – eine Stunde Fahrzeit zum Arbeitspla­tz mit den Öffis sei zumutbar. Das sei in Salzburg nicht machbar, zumal es an den Tagesrandz­eiten kaum Verbindung­en gebe. „Man kann den Leuten nicht zumuten, dass sie dafür ihren Job aufgeben“, sagt Auinger.

Die Neos sind prinzipiel­l für die Erweiterun­g der Kurzparkzo­nen. Jetzt müsse das Land aber reagieren und entspreche­nde Park-&-Ride-Plätze schaffen.

„Wird das Ziel nicht erreicht, braucht es eine Gebührenzo­ne.“

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BILD: SN/MARCO RIEBLER Parkscheib­e einlegen heißt es ab dem kommenden Jahr in weiten Teilen der Stadt. Parken ist dann nur noch für maximal 180 Minuten erlaubt, dafür bleiben die neuen Zonen gebührenfr­ei.
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Johann Padutsch, Verkehrsst­adtrat
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