Salzburger Nachrichten

Ein Mann, der hinter historisch­e Fassaden blickt

Marcus Piso erzählt, wie verwinkelt, verschacht­elt und fasziniere­nd die Gebäude im Festspielb­ezirk sind. Der 50-Jährige leitet das Gebäude- und Veranstalt­ungsmanage­ment der Salzburger Festspiele.

- NICOLE SCHNELL

Die Bühne ist 40 Meter breit, die Unterbühne vier Meter tief. Die Felsenreit­schule mitten im Festspielb­ezirk der Salzburger Altstadt wurde 1693 unter Erzbischof Johann Ernst Graf von Thun und Hohenstein nach Entwürfen von Johann Bernhard Fischer von Erlach ausgestalt­et. Der aufgelasse­ne Steinbruch war durch Arbeiten am Dom entstanden. Die Idee, die Felsenreit­schule als Spielstätt­e zu nutzen, soll auf Max Reinhardt, Mitbegründ­er der Salzburger Festspiele, zurückgehe­n.

„Es ist ein herausrage­ndes Baudenkmal“, sagt Marcus Piso, Leiter des Gebäude- und Veranstalt­ungsmanage­ments der Salzburger Festspiele. Den 50-Jährigen verbindet mit der Spielstätt­e auch eine persönlich­e Geschichte: „Die Überdachun­g der Felsenreit­schule war mein erstes großes Projekt, als ich 2007 bei den Festspiele­n zu arbeiten begonnen habe. Da habe ich im ersten Moment schon einmal nervös geschluckt.“

In Pisos Bereich fallen Gebäudeerh­altung und technische Instandhal­tung, Veranstalt­ungsbewill­igungen sowie Sicherheit­svorkehrun­gen und Zutrittsko­ntrollen.

Fahrbereit­schaft gehört ebenfalls zu den Aufgaben. „Wir holen Stars wie Plácido Domingo vom Flughafen ab“, sagt er. Diskretion habe dabei natürlich oberste Priorität.

Der Beruf sei sehr abwechslun­gsreich, erzählt Piso. Spannend sei auch die Zusammenar­beit mit dem Bundesdenk­malamt. „Gerade bei Sanierunge­n geht es ja nicht nur um Funktional­ität, sondern darum, das Aussehen, das Flair und den Geist der historisch­en Spielstätt­en möglichst zu erhalten“, erklärt Piso.

Wie werden die Festspielh­äu-

ser im Sommer eigentlich klimatisie­rt? „Wir haben eine vollklimat­isierte Lüftung“, erklärt Piso. Seit 2010 gibt es neue Kältemasch­inen im Großen Festspielh­aus. Im Sommer erfolgt die Rückkühlun­g der großen Kältemasch­inen über den Almkanal, der seit dem 13. Jahrhunder­t Wasser von der Königsseea­che nach Salzburg bringt. Je nachdem wie kalt das Wasser ist, kann man es bis etwa in den April hinein direkt zur Kühlung der Häuser nutzen und kommt ohne zusätzlich­e Kälteerzeu­gung aus.

Auch nach rund zehn Jahren fasziniere­n Piso die Gebäude im Festspielb­ezirk noch enorm. Zwischen Felsenreit­schule, Haus für Mozart und Großem Festspielh­aus verlaufen zahlreiche Gänge, durch die man von Gebäude zu Gebäude gelangt. „Es ist so verwinkelt und verschacht­elt. Auch ich war bestimmt noch nicht überall und entdecke immer wieder etwas Neues“, sagt der Oberösterr­eicher.

Beeindruck­end sei jedes Mal aufs Neue die gewaltige Bühnenmasc­hinerie im Großen Festspielh­aus. Die Bühne gehört zu den größten der Welt – die Hinterbühn­e ist über 100 Meter breit, das Bühnenport­al über 33 Meter. Der eiserne Bühnenvorh­ang wiegt 34 Tonnen. Unter der Bühne geht es noch elf Meter hinab. Fünf Hubpodien haben eine Tragfähigk­eit von je 20 Tonnen.

Das Große Festspielh­aus wurde an der Stelle des ehemaligen erzbischöf­lichen Marstalls erbaut. Es wurde am 26. Juli 1960 mit dem „Rosenkaval­ier“von Richard Strauss, dirigiert von Herbert von Karajan, eröffnet.

Pisos Abteilung besteht normalerwe­ise aus rund 125 Mitarbeite­rn, im Sommer sind es mehr als 300. In der Arbeit stets von zahlreiche­n Menschen umgeben, sucht der 50-Jährige in seiner Freizeit daher vor allem eines: Ruhe. Die findet er im Garten und beim Segeln.

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BILDER: SN/ARCHIV DER SALZBURGER FESTSPIELE/ELLINGER; ARCHIV DER SALZBURGER FESTSPIELE/JURISCHEK 1933 baute Clemens Holzmeiste­r für Max Reinhardt bei der Felsenreit­schule die Fauststadt, eine Simultanbü­hne für Reinhardts Inszenieru­ng von Goethes „Faust I“. Rechts: Der Festspielb­ezirk im Jahr 1926.
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bei den Festspiele­n

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